Rezension

Wir sind Borg

Britt-Marie war hier
von Fredrik Backman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Britt-Marie hat immer gearbeitet, sie hat die Kinder ihres Mannes versorgt und ihm den Haushalt geführt. Irgendwie wollte sie auch mal eine Stelle annehmen, aber das Zuhause war dann doch wichtiger. Aber nun will sie es wagen, Britt-Marie sucht eine Anstellung. Pünktlich zu ihrem Termin geht sie zum Arbeitsamt. Dort soll sie sich registrieren lassen und Auskunft geben über ihre Fähigkeiten. Es endet damit, dass ihre Bearbeiterin mit den kurzen Haaren, ihr einen Job vermittelt in einem Ort, aus dem so viele fortgegangen sind, dass er kaum noch existiert. Und so kommt Britt-Marie nach Borg, obwohl sie nicht gerne verreist.

 

Wieder hat Fredrik Backman mit Britt-Marie eine Persönlichkeit geschaffen, der man es erst nach einer Weile anmerkt, dass sie eigentlich sehr liebenswert ist. Sie wird schon mal „Meckerziege“ genannt und mit ihrem Putzfimmel kann sie auch nicht bei jedem Punkten. Allerdings kam sich Britt-Marie schon als Kind wie die falsche Tochter vor. Und wenn sie schon nicht schön und richtig war, so wollte sie es doch wenigstens schön und richtig machen. So gut ausdrücken kann sie sich damit allerdings nicht. Ihr Ehemann Kent hat das einfach so hingenommen und sich von ihr versorgen lassen. Doch die Kinder sind schon lange aus dem Haus und Kent ist auch alt genug, um für sich selbst zu sorgen. Also könnte Britt-Marie doch auch mal an sich selber denken. Der Job in dem vor der Schließung stehenden Jugendzentrum von Borg entwickelt sich allerdings ganz anders als Britt-Marie erwartet hat. Macht nichts, sie macht erstmal sauber.

 

Die nervt doch, mit ihrer rechthaberischen und etwas altjüngferlichen Art, denkt man am Anfang und bedauert die Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, die sich mit ihr abgeben muss. Doch man gewinnt Respekt vor Britt-Marie, die in dem Job klarkommt, den es eigentlich nicht gibt. Wie sie das ganze Dorf aufmischt, hat schon was. Wenn sie wieder mal daherkommt als hätte sie einen Stock verschluckt, möchte man die Augen verdrehen vor so viel Steifheit. Doch meist schmunzelt man im nächsten Moment, wenn ihre Aufgabe annimmt und den Dorfbewohnern zu einigen Einsichten verhilft und den Kindern zu ihrer Fussballmannschaft. Witzig und komisch, klug und warmherzig wirbelt Britt-Marie durch Borg. Dabei wächst sie besonders auch in den tragischen Momenten über sich selbst hinaus und bleibt sich dennoch treu. Außerdem - wer einen ordentlichen Besteckkasten hat, kann schließlich kein schlechter Mensch sein.