Rezension

Wird an Ellerys Geburtstag erneut ein Mensch verschwinden?

Wie viele willst du töten - Joanna Schaffhausen

Wie viele willst du töten
von Joanna Schaffhausen

Bewertet mit 3 Sternen

Ellery hat in ihrem Leben früh Schreckliches erlebt: An ihrem vierzehnten Geburtstag geriet sie in die Fänge eines Serienmörders. Doch im Gegensatz zu den Mädchen vor ihr kam sie mit dem Leben davon: Reed Markham vom FBI konnte den Täter überführen und fand sie in dessen Wandschrank. Vierzehn Jahre später ist Ellery selbst Polizistin in Woodbury, Massachusetts. Über ihre Vergangenheit hat sie hier mit niemandem geredet, auch ihr Geburtsdatum im Juli kennt absolut niemand. Dennoch hat ihr jemand in den letzten drei Jahren jeweils pünktlich die gleiche anonyme Geburtstagskarte geschickt. Und jedes Mal verschwand zur gleichen Zeit jemand aus dem kleinen Ort, in dem sie lebt und arbeitet. Bislang wollte ihr niemand glauben, dass die drei Fälle in einem Zusammenhang stehen. Doch nun ist wieder Juli - wird wieder ein Mensch verschwinden? Verzweifelt wendet Ellery sich an Reed Markham mit der Bitte, ihr zu helfen.

Das Buch fällt mit seinem farbigen Buchschnitt ins Auge und die mit meinem Leseexemplar verschickte Geburtstagskarte machte mich neugierig. Zu Beginn des Buches befindet sich Ellery mit ihrem Chef Sam in einem Motelzimmer. Die beiden haben eine Affäre und sie nutzt die Gelegenheit, ihn zu bitten, sie in den drei Vermisstenfällen der letzten Jahre ermitteln zu lassen. Er winkt jedoch ab, denn er glaubt nicht daran, dass hier ein Wiederholungstäter am Werk ist. Von den Geburtstagskarten hat Ellery ihm allerdings nichts erzählt und er ahnt auch nicht, was ihr als Kind zugestoßen ist.

Ein bisschen merkwürdig fand ich es schon, dass in Woodbury niemand Ellerys Geburtsdatum kennen soll. Als Polizistin steht es doch bestimmt irgendwo in ihren Akten. Auch ihr konsequentes Schweigen ihrem Chef gegenüber was die Karten und ihre Vergangenheit angeht konnte ich nicht hundertprozentig nachvollziehen, damit steht sie sich und ihrem Ziel ausführlicherer Ermittlungen aus meiner Sicht selbst im Weg.

Schließlich steht Reed Markham nach einem einzigen Anruf vor ihrer Tür. Er hat aufgrund einer Beurlaubung nach einem Ermittlungsfehler gerade nichts besseres zu tun und ist neugierig, was aus dem Mädchen geworden ist, deren Fall ihm damals große Bekanntheit und einen Karriereschub brachte. Sein Auftauchen wird von Ellerys Kollegen verständlicherweise reichlich skeptisch aufgenommen.

Lange ist die Spannung im Buch psychologischer Natur. Ellery und Reed arbeiten die drei Vermisstenfälle noch mal durch und suchen nach neuen Hinweisen. Die erste Vermisste hatte sich kurz zuvor mit ihrem Freund gestritten, die zweite hatte ein Alkoholproblem und der dritte Depressionen - vielleicht ist hier doch jeweils das Naheliegende vorgefallen? Dagegen sprechen nur die Karten, die jedoch wenige Anhaltspunkte bieten.

Schließlich kommt es zu einem Fund, der die Situation verschärft. Danach gibt es in regelmäßigen Abständen neue Erkenntnisse, durch die Verdächtige ins Spiel gebracht werden. Die Geschichte spielt dabei mit der Frage, wem man überhaupt trauen kann. Ich ahnte jedoch früh, auf wen das Ganze hinauslaufen wird. Ein dramatischer Showdown rundet die Geschichte dennoch zufriedenstellend ab.

„Wie viele willst du töten“ von Joanna Schaffhausen kommt nur langsam in Fahrt und bietet vorwiegend psychologische Spannung. Das Aufarbeiten alter Fälle und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Protagonistin machen den Großteil des Buchs aus, auf das Fortsetzungen folgen sollen. Das Buch ist für alle Thrillerfans interessant, die gerne bei düsterer Atmosphäre miträsteln und nicht so viel Blut und Action haben wollen.