Rezension

Wird das Morgenland unser Übermorgenland bestimmen?

Übermorgenland - Markus Spieker

Übermorgenland
von Markus Spieker

Der 1970 geborene Autor Markus Spieker ist Historiker und Journalist. Er verbringt vier Jahre als Auslandskorrespondent der ARD in Asien, von 2014 bis 2018. Von seinem Wohnort in der indischen Großstadt Neu-Delhi aus, reist er in verschiedene asiatische Länder; Pakistan, Afghanistan, Nepal Bangladesch und andere. Er berichtet über Krisen und menschliche Schicksale. Eine Menge faszinierende Geschichten warteten anschließend darauf erzählt zu werden. 

Aber etwas Anderes bewegt den Autor noch mehr. Die Welt befindet sich im Wandel. Drei bedeutende Trends verändern die Welt im Sturm; die Globalisierung, die Digitalisierung und die Individualisierung. Und während in der Vergangenheit zuerst Europa und anschließend Amerika eine wichtige Rolle im Weltgeschehen spielte, wird die Zukunft, nach Meinung des Autors, vor allem von Asien geprägt werden.

Das Buch gliedert sich in drei Teilen, wobei der zweite Teil am Umfangreichsten ist. Der erste Teil, „Gesternland“, ist ein Abschied vom Gestern. Andere Länder überholen Deutschland, wenn es um die Fortschrittlichkeit geht. Unsere Weltanschauung beruht oft nicht auf Tatsachen, sondern auf Meinungen, die auch stark von der einseitigen Berichterstattung der Medien geprägt sind. Wie zukunftsfähig sind wir Deutsche da noch?

Im zweiten Teil fragt der Autor, wohin unsere sich Welt bewegt. Anhand von zwanzig Thesen zeigt er auf, welchen Herausforderungen wir uns heute stellen müssen. Er schreibt über den Fluch und Segen der Technik und fragt sich, ob künstliche Intelligenz uns eines Tages ersetzen wird. Er wundert sich, dass niemand Kinder und Jugendliche vor der allgegenwärtigen Pornographie schützt. Die Welt wird auch religiöser, und doch werden in vielen Ländern Christen verfolgt. Die Welt wird wütender, gleichzeitig aber auch sicherer.

Der dritte Teil verspricht viel: „Übermorgenland: Wie wir besser, krisenfester und unsterblich werden“. Markus Spieker bietet zehn Ratschläge, um die im letzten Teil genannte Herausforderungen zu begegnen. Dabei spielen Tradition und Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Aber auch der Glaube macht einen großen Unterschied. Das wird vor allem an Beispielen von Christen deutlich, die durch ihren aufopferungsvollen Einsatz Leben verändern. 

Markus Spieker bekennt von Anfang an offen, dass er bei seiner Betrachtung des Weltgeschehens voreingenommen ist. Er ist überzeugter Christ. Immer wieder betont er die Stärke des christlichen Glaubens, wobei ihm bewusst ist, dass es auch Schattenseiten in der Geschichte des Christentums gegeben hat. Aber als Historiker entkräftet er auch die Mythe über die friedlichen Eroberungszüge des Islams.

Die Sprache ist flott und bildhaft, aber auch anspruchsvoll. Er ist belesen, und verweist immer wieder auf passende Aussagen von Dichtern und Philosophen. Aktuelle Ereignisse werden oft mit einem spöttischen Unterton betrachtet. Vieles wird, bei der Fülle der Themen, nur kurz angerissen, was das Buch für einen breiten Leserkreis interessant macht. Das Buch bietet viel Stoff zum Nachdenken, aber nicht viele Lösungen für unser Übermorgenland. Hoffnung bietet vor allem der Glaube, wie der Autor am Ende des Buchs erklärt.

Die größte Stärke dieses Buchs sind vermutlich die vielen anschaulichen Erlebnisberichte aus Spiekers Zeit als Auslandskorrespondent, die seine Thesen untermalen. So erfährt der Leser beispielsweise von Schulen an ungewöhnlichen Orten in Afghanistan, dem gefährlichen Beruf des Honigsammlers in Nepal, oder den Gräueltaten, die den Rohingyas in Bangladesch angetan wurden. Aber auch von Menschen, die auf beeindruckende Weise ihren christlichen Glauben leben, ist die Rede, zum Beispiel von Ruth Pfau, die sich in Karachi um Leprakranke sorgte, oder der bleibenden Veränderung in Indien durch Missionare, die Bildung und Werte mitbrachten.

Fazit: Eine rasante Schau auf gegenwärtige Entwicklungen, mit einigen Ratschlägen für die Zukunft. Besonders zu empfehlen für alle, die sich für das Tagesgeschehen und Zukunftsprognosen interessieren. Durch die vielfältigen Berichte über Begegnungen in der Ferne, ist dieses Buch aber auch für alle anderen lesenswert.