Rezension

Wird selbst nach wiederholtem Lesen nicht langweilig

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele - Suzanne Collins

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
von Suzanne Collins

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" besitze ich nun schon sehr lange. Und ich habe das Buch auch schon etliche Male gelesen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, die Jugenddystopie ist das Buch, das mich endgültig zur Buchfanatikerin hat werden lassen, denn nachdem ich es mit 14 (oder 13) gekauft habe, habe ich nicht nur die Geschichte durchgesuchtet und wie ein Junkie auf Nachschub aus Suzanne Collins' Welt Panem gewartet, sondern auch ab da weitere Bücher aus dem Genre fast schon gesammelt. Dabei ist die Panem-Trilogie aber immer mein Liebling unter den Jugenddystopien geblieben, auch wenn es ein paar ernstzunehmende Konkurrenten gab. Und auch noch jetzt, acht Jahre später, hat es einfach Spaß gemacht, in die Geschichte abzutauchen.

Die Handlung ist aber auch einfach toll. Ich glaube, ich brauche jetzt auch nicht mehr viel erklären, um was es geht, da man in den letzten Jahren wohl kaum um die Bücher und besonders die Filme herumgekommen ist, sodass man zumindest grob weiß, um was es in "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" geht. Ich liebe die Idee der Autorin ja, sie ist so originell und die Hungerspiele gar nicht mal so abwegig und weit entfernt von der Realität, wie sie auf den ersten Blick vielleicht erscheinen. Die Geschichte vereint so viele Themen in sich: den Kampf ums Überleben, den Kampf gegen eine Vormacht, Liebe und Freundschaft und vor allem Kritik an der Sozialpolitik. Es ist nicht einfach ein Jugendbuch, sondern auch etwas für Erwachsene. Der Roman ist außerdem auch oft gefühlvoll und treibt einem die Tränen in die Augen, in anderen Szenen ist er dann wieder witzig.

Die Geschichte ist dabei auch immer spannend, da sehr viel passiert, es oft überraschende Wendungen gibt. Zwar dauert es ein bisschen, bis die richtigen Spiele losgehen, aber auch davor wird es nie langweilig, weil es so viel zu entdecken gibt in der Welt, die Suzanne Collins erschaffen hat. Besonders hinsichtlich der Hungerspiele erfährt man einiges und die Zeit vor Beginn der Spiele, vor der Arena, ist extrem wichtig, um die Spiele richtig zu verstehen und auch die Charaktere kennenzulernen.

Der Schreibstil der Autorin tut dann sein Übriges, um die Spannung hochzuhalten. Er ist ziemlich einfach und flüssig zu lesen, man kann gar nicht anders, als durch das Buch zu fliegen. Und die eher knappen Sätze passen gut zum Charakter der Protagonistin und die Dialoge kann man sich auch gut bei den doch größtenteils jugendlichen Figuren vorstellen. Was ich auch sehr an der Geschichte mag, ist, dass die Autorin Katniss aus der ersten Perspektive und dem Präsens erzählen lässt. Eine Kombi, die ich persönlich einfach am schönsten zu lesen finde, da man sich hier direkt ins Geschehen hineinversetzt fühlt. Ein weiterer Spannungsfaktor sind die kleinen Cliffhanger am Ende der Kapitel. Es kommt wirklich selten vor, dass ein Kapitel mal "ruhig" endet, immer passiert etwas anderes, das den Leser an das Buch fesselt und so kann es durchaus passieren, dass man das halbe Buch in einem Rutsch liest, weil man nicht aufhören konnte. Und das Ende macht sowieso Lust auf mehr.

Eine Sache gibt es jedoch, die vielleicht ein bisschen stören könnte und die ich nicht ganz unbedingt gebraucht hätte: die langen Beschreibungen des Essens. Das Essen spielt in Panem und vor allem für Katniss eine ganz besondere Rolle. Sie lebt in Distrikt 12 und muss jagen, um sich und ihrer Familie Nahrung zu beschaffen. Da ist es schon nicht ganz so verwunderlich, dass sie sich oft Gedanken um Essen macht. Im Kapitol gibt es dann diesen Umschwung des eher spärlichen, einfachen Essens hin zu dekadenten Gerichten - die ausführlich beschrieben werden. Es ist schon ganz cool, da man dadurch den Unterschied zwischen dem Kapitol und den Distrikten nochmal direkt vor Augen hat, aber die Beschreibungen sind eben manchmal wirklich lang.

Die Charaktere finde ich so ziemlich alle toll, sie sind von der Autorin unheimlich gut ausgearbeitet. Was wohl am überraschendsten ist, ist, dass ich Katniss, die Protagonistin, richtig sympathisch finde. Sonst passiert es mir oft, dass ich mir mit den Protagonistinnen in Jugendbüchern schwer tue, weil die als so perfekt beschrieben werden, dass selbst die Fehler perfekt wirken. Katniss ist da ganz anders. Sie ist der Typ Einzelgängerin, ist oft ziemlich egoistisch, sehr aufs eigene Überleben bedacht und anderen gegenüber tendenziell misstrauisch, hat also wirklich einiges an Ecken und Kanten. Aber sie ist eben nicht nur so, zum Beispiel ist ihre kleine Schwester Prim das Wichtigste in ihrem Leben und wenn sie an sie denkt, wirkt sie sofort viel sanfter. Auch ihre Fähigkeiten werden nicht übertrieben dargestellt. Ja, sie kann unheimlich gut Bogenschießen und weiß, wie man in der Wildnis überleben kann, aber sie hat auch hier einige Schwächen und garantiert kein Übermensch. Und genau diese Mischung hat sie mir ans Herz wachsen lassen und das viel wirkungsvoller als die perfekten Protagonistinnen aus anderen Jugendromanen.

Auch die anderen Charaktere sind super. Ob Gale, Prim oder Peeta, Haymitch oder Effie, Cinna und sein Vorbereitungsteam, Ceasar Flickerman, die anderen Tribute oder President Snow - sie sind alle so gut ausgearbeitet, dass man sich ein Bild von den Figuren machen kann, sie sich einerseits schnell vorstellen kann, man aber gleichzeitig keine stereotypischen Charaktere vor sich hat.

Ich hatte auf jeden Fall selbst nach dem x-ten Mal Lesen noch unglaublich viel Spaß mit diesem Buch!