Rezension

Wirklich gut!

Thirty
von Christina Bradley

Bewertet mit 4 Sternen

Mit diesem Verlauf der Geschichte hatte ich irgendwie nicht gerechnet… 

 

Was hatte ich ursprünglich erwartet? Jede Menge Humor, ganz viele peinliche Situationen, eine lockerleichte Story bei der man viel schmunzeln muss und sich einfach gut fühlt und eben eine süße Liebesgeschichte.

Zum größten Teil habe ich diese Dinge auch bekommen. Es war skurril, teilweise wirklich zum totlachen und es gab haufenweise peinliche und merkwürdige Situationen. 

Aber es gab auch eine gute Portion Ernsthaftigkeit und es wurden Themen angesprochen, die uns allen am Herzen liegen. Und jeder der etwas anderes behauptet ist vielleicht nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Es wird ebenfalls mit ein paar Klischees aufgeräumt und einmal über die Dating-Szene nachgedacht. 

 

Dazu ein paar kurze Zitate:

 

“Unwillkürlich frage ich mich, ob wir die Vorstellung des Einen vielleicht zu sehr romantisieren [...]. Messen wir dieser Idee zu viel Bedeutung bei?”

 

“‘Was machst du so beruflich?’ ist eine der fundamentalen Fragen beim Dating. [...] Wir glauben, dass sie uns davor bewahrt, kostbare Zeit zu verschwenden, doch vielleicht führt sie uns [...] bloß in die Irre.”

 

Ich denke die suche nach dem “Einen”, zu heiraten, eine Familie zu gründen und vielleicht nebenbei auch noch die Karriere mit diesen Dingen unter einen Hut zu bringen, all diese Dinge beschäftigen die meisten Frauen. Vor allem aber auch das Alter. Es gibt heutzutage einen großen gesellschaftlichen Druck was diese Themen angeht. Und durch Social Media (auch ein Thema das hier wirklich sehr gut angesprochen wurde) verstärkt sich dieser Druck nur noch, denn man sieht die ganzen scheinbar perfekten Leben von Freunden und Bekannten und es kommt einem dann und wann die Frage auf. “Warum habe ich das noch nicht erreicht?” Diese Fragen plagen auch die Protagonistin Bella in Thirty. Nach einer Kurzschlussreaktion schmeißt sie alles hin und macht sich auf in ein Abenteuer, angestachelt von ihrer besten Freundin und setzt sich das Ziel 30 Dates in 30 Tagen zu haben bevor sie 30 Jahre alt wird. In diesen 30 Tagen nimmt sie sich ebenfalls vor auf Social Media zu verzichten. Ihre Gedanken dazu: 

 

“Ich fühle mich gesünder und leicht wie lange nicht mehr.”

 

“Erleichterung, dass ich nicht irgendwelche großartigen Momente fabrizieren muss, damit mein Leben besser erscheint, als es in Wahrheit ist.”

 

Einige der Dates die Bella während dieser Zeit erlebt sind schön, Bella lernt dabei etwas fürs Leben, lernt sich selbst besser kennen und entwickelt sich merklich weiter. Andere hinterlassen nicht den geringsten Eindruck und wieder andere sind so furchtbar, dass man sich am liebsten die Hand vors Gesicht schlagen möchte und alles vergessen möchte. Diese furchtbaren und skurrilen Dates sind jedoch irgendwie auch diejenigen, die beim Lesen dem meisten Spaß gemacht haben. 

Es gibt süße Szenen, man trifft Leute aus Bellas Vergangenheit wieder. Es gibt Liebe, Freundschaft, Verrat und Herzschmerz. Diejenigen von denen man es am meisten erwartet sind diejenigen, die auch mir als Leserin am meisten wehgetan haben. An 2 Stellen habe ich den Verrat wirklich gespürt und konnte es kaum fassen. 

 

Eine Person kommt über die ganze Story hinweg immer mal wieder vor und man hofft sehnlichst, dass diese eine Person vielleicht der Eine sein könnte. Es gibt immer wieder Höhen und Tiefen, man ist sich nie wirklich sicher wie die Story ausgehen wird. 

Und letzten endes kommt doch alles anders als erwartet. 

 

Der Schreibstil ist humorvoll, jedoch besonders zu Beginn des Buches etwas verwirrend. Man erfährt erst nach und nach welche Faktoren überhaupt alle zu der anfänglichen Explosion geführt haben. Und obwohl es mich zunächst etwas gestört hat, fand ich es dennoch gut gemacht. 

 

Das Ende des Buches hat mich etwas enttäuscht. Ich war zutiefst verletzt und wollte wirklich nicht glauben was dort passiert ist. Es gab nicht nur einen, sondern gleich mehrere Wendungen, die ich absolut nicht habe kommen sehen (und das mag bei mir etwas heißen, denn normalerweise bin ich sehr gut darin mögliche Wendungen vorauszusehen). Ich fand es unglaublich schade, wie sich die Dinge entwickelt haben, muss aber sagen, dass dieses Ende dadurch eine unglaublich starke Botschaft hatte. Diese Botschaft hat mir wirklich unglaublich gut gefallen. Und dann gab es noch diesen kleinen Funken, der uns darauf hinweist, dass jegliches Suchen vielleicht gar nicht nötig ist und das Schicksal vielleicht doch seine Hände im Spiel hat. Zusätzlich zu etwas was erneut den Anfang des Buches aufgreift war das dann wieder eine sehr schöne Entwicklung.