Rezension

Wirkungsvolle Mischung aus Wissenschaft und Fantasie

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde - Jules Verne

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
von Jules Verne

Klappentext:
Ein rätselhaftes Dokument, das besagt: „Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul, kühner Wanderer, und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen“, veranlasst Professor Lidenbrock und seinen Neffen Axel zu einer abenteuerlichen Reise in die Tiefen der Erde, wo zahlreiche Gefahren und Überraschungen warten.

Einordnung:
Das Buch ist kein Teil einer Reihe.

Rezension:
Die französische Erstausgabe des Buches stammt aus dem Jahr 1864. Dieses Alter ist dem Buch aber gar nicht unbedingt anzumerken. Es beinhaltet ziemlich viel wissenschaftliches Material. So sind Professor Lidenbrock und sein Neffe beispielsweise Geologen, die sich genauestens mit den verschiedenen Phasen der Erdentstehung auskennen und die Gesteinsart jedes beliebigen Felsklumpens bestimmen können. Der Leser wird aber nicht über diese Dinge belehrt, sondern erfährt ganz nebenbei immer wieder etwas darüber, denn für die Charaktere ist es völlig normal, anhand der Beschaffenheit der Felswand einzuschätzen, wie tief sie sich unter der Erde befinden.
Nichtsdestotrotz handelt es sich nicht um ein rein wissenschaftliches Buch, denn wann immer es für die Geschichte notwendig ist, werden Fakten ignoriert. Beispielsweise glaubt Axel durchaus an die Theorie der Erdwärme, sodass aus seiner Sicht eine Reise zum Erdkern gar nicht möglich ist. Dennoch begeben er, sein Onkel und ihr isländischer Führer Hans sich auf den Weg ins Erdinnere – und entdecken Erstaunliches. Aus dieser Mischung aus Fantasie und Wissenschaft ist eine wirklich schöne, authentische Geschichte entstanden.

Schade finde ich nur, dass die Charaktere (aus meiner persönlichen Perspektive) das Ziel nicht wirklich erreichen. Die Geschichte ist wirklich spannend, denn die Charaktere befinden sich ständig in Gefahr. Der Sneffels Yocul ist ein erloschener Vulkan, doch besonders Axel macht sich trotzdem Sorgen darum, dass er ausbrechen könnte. Außerdem befinden sie sich unter vielen tausend Tonnen Gestein, sodass sie keine Chance hätten zu überleben, wenn der Tunnel einstürzen würde. Doch auch so laufen sie gerade zu Beginn der Reise immer wieder Gefahr, einfach zu verhungern und zu verdursten, denn ihr Proviant reicht kaum für ein paar Tage – die ganze Reise jedoch dauert Monate. Trotz aller Widrigkeiten entdecken die Charaktere aber immer wieder neue und faszinierende Dinge und die Geschichte hat einen runden, würdigen Abschluss. Trotzdem bin ich mit dem Gefühl zurück geblieben, dass sie ihr Ziel nie erreicht haben, dass die Geschichte nie an dem Punkt angekommen ist, um den es eigentlich geht.

Fazit:
Das Buch ist ein definitiv lesenswerter Klassiker. Jules Verne hat wissenschaftliche Erkenntnisse und eigene Fantasien geschickt und wirkungsvoll verknüpft, sodass eine schöne Geschichte entstanden ist. Gemeinsam mit den Charakteren kann der Leser spannende sowie eintönige Tage durchleben und faszinierende sowie erschreckende Dinge entdecken. Da ich allerdings nach wie vor das Gefühl habe, dass die Geschichte trotz ihres runden Abschlusses nie an dem Punkt ankommt, um den es eigentlich geht, bekommt die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ nur vier Schreibfedern von mir.