Rezension

Wissen ist Macht

Die Täuferin - Jeremiah Pearson

Der Bund der Freiheit - Die Täuferin
von Jeremiah Pearson

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wahrer Satz, der in diesem Buch eine besondere Bedeutung gewinnt, denn wir befinden uns an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. Die Zeit der Aufklärung, die von einer großen Menge politischer Umwälzungen geprägt war. Der Buchdruck revolutionierte diese Zeit, in der bisher nur Geistliche und Gelehrte des Lesens mächtig waren.

In diese Zeit verlegt Jeremiah Pearson seinen Roman Die Täuferin". Die Ständegesellschaft ist noch vorhanden. Kirche und Staat regieren das Heilige römische Reich Deutschen Nationen und führen Kriege , um ihre Handelswege offen und sicher zu halten, denn das Osmanische Reich bedroht die Grenzen immer mehr. Dietrich Geyer von Giebelstadt zieht mit seinen Mannen in den Krieg, unter ihnen Lud, ein durch die Pocken entstellter junger Mann, für den Dietrich fast wie ein Vater ist. Mit Lud, und vielen jungen Villani, Unfreien, die auf dem Land von Dietrich Geyer wohnen, wollen sie die Handelsstraßen frei halten und die Türken im Auftrag des Staates aus dem Land jagen..
Zur gleichen Zeit machen sich einige Täufer aus dem Ort Kunwald, in Böhmen , auf den Weg ins Römische Reich, um den Menschen das Lesen und Schreiben zu lehren, damit sie die Bibel und andere Schriften lesen lernen , um Aberglaube, Intoleranz und Unwissenheit zu besiegen. Doch diese Menschen sind dem Staat und der Kirche ein Dorn im Auge, denn sie gefährden ihre Macht. Laien , die die Bibel lesen enden auf dem Scheiterhaufen und werden als Ketzer verbrannt. Leibeigene und die kleinen Leute werden bewusst unwissend und dumm gehalten, damit man ihre Stellung sichert und ihnen ihr Leben als Gott gewollt verkaufen kann. Sie fallen auf den Schlachtfeldern der Kriege, die nur der Kirche und dem Staat Macht und Geld bringen, schuften auf den Feldern und müssen von ihrem kargen Auskommen sowohl dem Staat, als auch der Kirchen den Zehnten leisten.
Diese beiden Gruppen treffen auf einem Schlachtfeld aufeinander, auf dem Kristina, eine junge Frau , die mit den Täufern aus Böhmen auf dem Weg nach Mainz ist, die Verwundeten versorgt. Ihre Prämisse ist die Liebe und die Gewaltlosigkeit und so nimmt es auch nicht Wunder, dass sie einen verletzten Türken versorgt, der später gefangen genommen wird, um Lösegeld zu erpressen. Die beiden Gruppen ziehen zusammen bis nach Würzburg, wo sich Lud und Kristinas Wege trennen. Doch es soll noch ein Wiedersehen geben.

Jeremiah Parsons Buch hat mir wirklich gut gefallen, weil es die damalige Zeit mit ihrer Ständegesellschaft, der Allmacht von Kirche und Staat und deren Ausschweifungen gut beschreibt. Die Täufer, auch die Böhmischen Brüder genannt, waren Vorreiter weiterer Reformer wie z.B. Luther, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, der Unwissenheit der einfachen Leute entgegenzutreten, denn Wissen heißt Macht und führte dazu , dass die einfachen Leute gegen ihr Leben aufbegehrten , wie z. B. in den folgenden Bauernkriegen. Das Buch ist spannend und teilweise sehr interessant geschrieben, doch manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Autor zu viel wollte. Judenverfolgung, Pest, Täufer und vieles mehr flossen in den Roman ein. Natürlich alles Sachen, die zu dieser Zeit dazugehörten, mich aber manchmal denken ließen, hoffentlich verliert er den roten Faden nicht."
Ich denke, ein Interesse an Geschichte muss der Leser dieses Buches schon mitbringen, denn das Buch ist gespickt davon, also keine seichte Liebesgeschichte mit ein bisschen Geschichte, sondern die Schilderungen der geschichtlichen Ereignisse aus dieser Zeit stehen im Vordergrund. Trotzdem ist dieses Buch nicht trocken geschrieben, sondern lässt sich sehr gut lesen , was natürlich auch an den beiden Hauptpersonen Lud und Kristina liegt, die dem Geschehen Leben geben.

Eine kurze Beschreibung der geschichtlichen Begebenheiten und eine Liste der Dramatis Personae ist am Anfang des Buches zu finden, was ich sehr hilfreich fand. Alles in allem ein gutes Buch, das ich gerne gelesen habe.