Rezension

Wisting und seine Tochter lösen das Puzzle erneut

Wisting und der fensterlose Raum - Jørn Lier Horst

Wisting und der fensterlose Raum
von Jørn Lier Horst

Dies ist bereits der zweite Fall aus der “Cold-Cases-Reihe” rund um Kommissar Wisting vom norwegischen Autor und ehemaligen Kriminalpolizisten Jørn Lier Horst. Der erste Fall, “Wisting und der Tag der Vermissten”, hat mich total begeistert und dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen an die Fortsetzung, der auch noch ein dritter Teil folgen wird.

Diesmal geht es wieder um ein Verbrechen aus der Vergangenheit, das zunächst mal nicht als Verbrechen daherkommt. In einer Blockhütte des kürzlich an Herzinfarkt verstorbenen sozialdemokratischen Politikers Bernhard Clausen werden mehrere Millionen in unterschiedlichen Währungen gefunden. Kommissar Wisting soll der Frage nachgehen, woher das Geld stammt und warum der ehemalige Minister es in seiner Blockhütte gebunkert hat.

Wie schon im ersten Teil der Reihe bezieht Wisting seine Tochter, die Journalistin Line, mit ein, die als alleinerziehende Mutter mittlerweile freiberuflich tätig ist. Diese gemeinsame “familiäre” Ermittlertätigkeit fand ich bereits im ersten Teil sehr angenehm und erfrischend anders. Wisting und seine Tochter arbeiten parallel und doch zusammen, so dass sie am Ende erfolgreich das Puzzle lösen können. Hier ist Line mit ihren Recherchen sogar noch etwas mehr im Vordergrund. Während Wisting den Weg der polizeilichen Routine geht, arbeitet seine Tochter “undercover”. Durch Wistings Enkeltochter Amalie kommt noch ein sehr realitätsnaher Aspekt mit hinein, denn das Kind muss schließlich betreut werden - dringender Fall hin oder her.

Wisting und Line durchforsten die Vergangenheit des hochrangigen Politikers und stoßen schließlich auf einen ungelösten Vermisstenfall, der sich in der Nähe der Hütte abgespielt hat.

Dass hier auch wieder eine vermisste Person eine Rolle spielt, fand ich gut, auch wenn das das Hauptthema von Teil 1 war. So wird der “Cold Case” des Millionenfundes um einen zusätzlichen Aspekt erweitert und um die Frage: Was passierte mit Simon Meier?

Die Kapitel sind wieder angenehm kurz, der Fall ist schön verschachtelt und die Auflösung auch für den Leser von “Nicht-Cold-Case-Krimis” zufriedenstellend. Die Tatsache, dass es zwischendrin ein wenig mehr “Längen” gibt (auch wenn sie mancher vielleicht nicht als solche empfinden wird) als noch im ersten Teil, lässt mich nicht die volle, aber doch eine sehr gute Punktzahl geben.

Ich bleibe Jørn Lier Horst weiter treu, kann seine Werke uneingeschränkt empfehlen und freue mich auf einen neuen Fall von Line und Wisting.