Rezension

Witzig und anders, aber auch eine Herausforderung

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam - Sophie Divry

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
von Sophie Divry

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT
Die junge Französin Sophie hat sich lange als freie Mitarbeiterin bei einer Tageszeitung durchgeschlagen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Gerade einmal 17,70 € bleiben ihr nach Abzug aller Kosten zum Leben; was eindeutig zu wenig ist. Kurzum, eine Lösung muss her. Doch Sophie zögert diese hinaus, isst bei einer bekannten alten Dame und kümmert sich nur sporadisch um Sozialhilfe. Ihre Arbeitslosigkeit und der damit verbundene finanzielle Engpass setzen ihr gehörig zu. Tag für Tag scheint sie mehr abzudriften. Ihre sechs soliden Geschwister und die ewig klagende Mutter sind auch keine Hilfe. Darüber hinaus will der Teufel himself sie tagtäglich zu kriminellen Handlungen verleiden. Auch Sophies bester Freund Hector, der ständig klamme Musiker und Frauenheld, ist kein Vorbild oder guter Ratgeber...

MEINUNG
Sophie Divrys überspitzte Gesellschaftssatire um die arbeitslose Schriftstellerin Sophie las sich recht unterhaltsam und punktete vor allem durch die eingebauten Gedichte, ungewöhnlichen Aufzählungen und lautmalerischen Neologismen (wie z.B. seufzetern oder unkzürnen). 

Das Schicksal der jungen Ich-Erzählerin Sophie wird stets mit bitterböser Ironie oder stoischem Fatalismus betrachtet. Auf diese Weise bekommt der Leser einen recht guten Einblick in Sophies vertracktes Seelenleben. Entgegen den biederen Lebensentwürfen ihrer Brüder mit Familie, Haus und Festanstellung hat sich Sophie nämlich für einen freien Beruf und gegen ihren betrügerischen Lebensgefährten entschieden. Sie ist das enfant terrible und damit das bemitleidenswerte Geschöpf der Familie. Doch Sophie will nicht länger im Schatten stehen und wagt den Neuanfang im Gastgewerbe - eine Entscheidung für ein eigenständiges, aber auch arbeitsintensives Leben, wie sich schnell zeigen wird.

Die Nebencharaktere in Gestalt von Sophies Mutter und Freund Hector sind alles andere als sympathische Weggefährten. Im Gegenteil, die Mutter hat stets etwas an der einzigen Tochter auszusetzen und keift vor sich hin. Hector hingegen ist zu sehr mit sich und seiner Libido beschäftigt, dass er sich wenig bis gar nicht mit Sophies existentieller Notlage auseinandersetzt. Als dann Hector und der Teufel einen Pakt miteinander schließen, sind die amoralischen Ausschweifungen kaum noch zu ertragen. Mehr als einmal widerte mich Hectors promiskuitives Verhalten einfach nur an. Sicher wurde Hector von der Autorin bewusst überspitzt dargestellt, um der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, doch ihm hätte weniger Raum gegeben werden müssen. Auch der Teufel spielt hier eine wenig sinnreiche bis verständliche Rolle. Im Vorhinein hatte ich erwartet, dass er vornehmlich Protagonistin Sophie beeinflussen würde, was allerdings nicht der Fall gewesen ist. 

FAZIT
Sprachlich und plottechnisch mal etwas Anderes, was ich so noch nicht gelesen habe.