Rezension

Witzige Grundidee - leider nicht kreativ genug umgesetzt

Up All Night - April Dawson

Up All Night
von April Dawson

Bewertet mit 3 Sternen

Witzige Grundidee - leider nicht kreativ genug umgesetzt

Taylor verliert binnen eines Tages nahezu alles: ihr Job wird gekündigt, ihr Auto gestohlen, ihr Freund betrügt sie und somit wird sie auch noch obdachlos. Zufällig trifft sie auf der Straße ihren alten Schulfreund Daniel. Er bietet ihr spontan ein frei gewordenes Zimmer in seiner WG an. Da Taylor in ihrer Wut anmerkt, sich von Heteromännern fernhalten zu wollen, gibt sich Daniel als homosexuell aus. Denn er ist schon ewig in Taylor verliebt und will sie unbedingt in seiner Nähe haben.

April Dawsons Boss-Reihe habe ich gerne gelesen und mich somit auch auf ihre neue Serie gefreut. Leider bin ich aber ziemlich enttäuscht. Die durchaus witzige Grundidee - Frau entwickelt Gefühle für ihren vermeintlich schwulen Freund - wurde leider unzureichend umgesetzt. Es hätten sich daraus eine Menge lustiger Gegebenheiten entwickeln können. Obwohl es im Buch die ein oder andere Situationskomik gibt, hat mich keine davon wirklich überzeugt. Ein wenig mehr Kreativität wäre da wünschenswert gewesen.

Auch sonst plätschert die Geschichte auf vielen Seiten vor sich hin. Ja, Taylor braucht Zeit, um sich wieder auf Männer einlassen zu können und zu verstehen, dass es ihr bester Freund ist, dem sie mehr als freundschaftliche Gefühle entgegenbringt. Daniel hingegen ist seit der Kindheit verliebt in sie und hin- und hergerissen, ob er mit seinen Gefühlen offensiv umgehen soll. Zumal Taylor nichts mehr hasst als Lügen und eine wirklich große Schwindelei zwischen ihnen steht. Viele Kapitel vergehen ohne wirkliche Aktion, da hätte das Buch gut und gerne 80 Seiten weniger haben dürfen. Es gibt kaum Differenzen zwischen den beiden, abgesehen vom unvermeidlichen Zwist gegen Ende. Ich muss gestehen, dass ich die ein oder andere Seite überblättert habe. 

Andererseits hat Dawson liebenswerte Nebencharaktere entwickelt, die mich mehr beeindruckt haben als die Hauptdarsteller. Allen voran Daniels temperamentvolle Schwester Addy, auf deren Geschichte ich mich im nächsten Buch durchaus freue, auch wenn mich „Up all night“ nicht sehr überzeugt hat. Mir gefällt außerdem, dass hier für Toleranz und Akzeptanz gegenüber Homo- und Bisexuellen plädiert wird. Es wären wünschenswert, wenn alle so locker damit umgingen wie die Menschen im Buch. Die Thematik wird zwar ein wenig zu oberflächlich behandelt, aber immerhin. 

Ein Minus muss ich leider auch dem Verlag anlasten. Immer wieder bin ich über seltsam formulierte oder schlicht grammatikalisch falsche Sätze gestolpert. Wenigstens gab es nur wenige Rechtschreibfehler. Ein etwas sorgfältigeres Lektorat hätte dem Buch stilistisch aber gut getan. 

Ich bedanke mich herzlich beim LYX Verlag und bei NetGalley für das Rezensionsexemplar. Man kann sicher erkennen, dass es meine ehrliche Meinung nicht beeinflusst hat.