Rezension

Wo Aliens Urlaub machen

Außerirdische Ferien
von Clete Barrett Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Seit jenem blöden Schultheaterstück, in dem er einen Baum spielen musste, war David den Namen Scrub, Gebüsch, nicht wieder losgeworden. Anstatt den Sommer über für die Aufnahme in die Basketballmannschaft zu trainieren, wird David von seinen berufstätigen Eltern für die Ferien quer über den amerikanischen Kontinent zur Oma in den Staat Washington geschickt. In Forest Grove hat Scrub weder Handyempfang noch WLAN. Mit seinem Freund Tyler hat David gewettet, wer von ihnen beiden in diesem Sommer zuerst ein Mädchen küssen wird. Seine Oma, die er vorher noch nie getroffen hat, trägt Korksandalen und ernährt sich ungewöhnlich. Ein amerikanisches Kind, mit Tofuwürstchen, Dinkelbrötchen oder rechtsdrehendem Haferbrei konfrontiert, glaubt vermutlich, dass es daran sterben wird. Nicht so Scrub. Seine Oma betreibt in ihrem schwarz gestrichenen Haus eine Bead&Breakfast-Pension für Außerirdische. Die Gäste werden vom intergalaktischen Reisebüro direkt in die Zimmer teleportiert. Wenn die Technik mitspielt, kann also jederzeit aus dem leuchtendblauen Feld in einem unbewohnten Gästezimmer ein Reisender hervorploppen. Die Transporttechnik scheint der schwache Punkt des intergalaktischen Reisens zu sein. Mr Harnox kann nach einem unerwarteten Zwischenfall nicht wieder auf seinen Heimatplaneten zurück und harrt schon seit 2 Jahren in der Pension aus.

Obwohl Scrubs Oma sich für eine Amerikanerin reichlich verschroben benimmt, z. B. fährt sie mit dem Hollandrad zum Einkaufen, nimmt sie nach Möglichkeit Rücksicht auf ihre Nachbarn. Wer als Außerirdischer bei ihr zu Gast sein möchte, muss sich an die Hausordnung halten. "Außerhalb des Hauses bitte nicht mehr als 2 Arme, 2 Beine und einen Kopf." Hat ein Besucher Tentakeln an lächerlichen Körperstellen oder ist farblich aus der Art geschlagen, wird er von Scrubs Oma geschminkt und irdisch verkleidet, um in Forest Grove möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Scrubs Oma ist es wichtig, dass ihre Besucher nicht durch dumme Bemerkungen über ihr Aussehen verletzt werden und ihr Enkel bewährt sich als idealer Partner für den Pensions-Betrieb. Die Nachbarn nicht zu verärgern und gleichzeitig den Gästen einen ereignisreichen Urlaub zu verschaffen scheint unmöglich. Trotz all ihrer Bemühungen um die intergalaktische Verständigung würde der Sheriff des Ortes die Pension am liebsten sofort schließen. Einzig normal in dieser Nachbarschaft schient Amy zu sein, die David unerschrocken berichtet, dass sich in der Nähe das Meldezentrum für UFOs befindet. Wären alle Leute im Umgang mit Außerirdischen so gelassen wie Amy, gäbe es die Auseinandersetzungen um die weitere Existenz der Außerirdischen-Pension vermutlich nicht.

Seiner Großmutter, der die intergalaktischen Probleme allmählich über den Kopf wachsen, wird Scrub in diesem Sommer schnell zum unentbehrlichen Mitarbeiter. Eines Tages taucht eine Alien-Familie auf, die durch Größe und Temperament für Forest Grove unzumutbar ist. Damit die Alien-Kinder nicht zu enttäuscht sind, dass sie am nächsten Tag auf ihren Heimatplaneten zurückkehren müssen, wird Scrub von seiner Oma gebeten, mit den "Kindern" in der Gestalt von Riesen-Flummis wenigstens eine Nacht im Wald zu zelten. Scrub als Städter hat in seinem Leben noch nie gezeltet und ahnt nicht, was ihn als Aliensitter im Wald von Forest Grove erwartet.

Einfühlung und Rücksicht auf die Gefühle anderer spielen in Clete B. Smith's witzigem Alienabenteuer neben Davids erster Beziehung zu einem Mädchen eine wichtige Rolle. Für David, gerade mitten in der Pubertät, sind Scham und Peinlichkeiten tägliches Thema. Er denkt u. a. darüber nach, wie peinlich es für einen Alien wäre, wenn David ihn nackt antreffen würde. Mit Scrubs Abenteuer im Bed&Breakfast seiner Oma führt Clete B. Smith die Idee zu einem überraschenden Ende, wie eine Begegnung mit Außerirdischen ablaufen könnte.