Rezension

Wo alle Fäden zusammenlaufen

Bornholmer Schatten - Katharina Peters

Bornholmer Schatten
von Katharina Peters

Bewertet mit 4 Sternen

Sarah Pirohl übernimmt ihren ersten Mordfall als verantwortliche Kommissarin in Rostock und dieser entwickelt sich zu einem Desaster. Der von ihr verhaftete Täter begeht im Gefängnis Suizid. Kurz darauf gibt es ein zweites Opfer. Der wahre Täter macht sich anschließend über die Polizei lustig, insbesondere aber über Sarah. Tief getroffen und überzeugt von ihrer eigenen Unfähigkeit, nimmt sie sich eine Auszeit und reist auf die dänische Insel Bornholm. Die Insel kennt sie seit ihrer Kindheit und sie mietet sich in das Ferienhaus von Freunden ein, um sich dort eine Zeit lang von der Welt abzukapseln und sich in ihrem Schmerz einzuigeln.

Dann gibt es eine 3. Leiche. Nach Marie Weber und Nicole Kerber wird Birte Lahnder tot aufgefunden und genau wie ihre Vorgängerinnen ist auch sie vor ihrem Tod schrecklich misshandelt/gefoltert worden, das Gesicht ist fast bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Alles weist darauf hin, dass es sich um den gleichen Täter handelt; Birte Lahnder ist aber schon vor 3 Jahren in Berlin verschwunden.

Während Sarah sich darüber den Kopf zerbricht, ob sie den Polizeidienst quittiert oder doch weiter macht, wird auf der Insel Bornholm eine junge Frau gefoltert und gequält und ihre Leiche wird an einem alten Bunker abgelegt. Bei der Toten handelt es sich um eine junge Staatsanwältin, die gemeinsam mit Sarah studiert hat.

War Yvonne Beyer auf der Suche nach Sarah, aus welchem Grund wurde sie ermordet und von wem?

Auch wenn Sarah sich eine Auszeit nehmen wollte, so lässt sie das natürlich alles nicht kalt und sie beginnt zu recherchieren, inoffiziell und nicht in ihrem Amt als Polizistin. Unterstützung bekommt sie dabei von der BKA-Kriminalpsychologin Hannah Jakob, ihrem Kollegen Henrik und von einem dänischen Journalisten, Frederik Thomsen, den sie in einem Café auf Bornholm kennengelernt hat.

Es gibt im weiteren Verlauf noch 2 Tote und es sieht alles danach aus, als ob die Fäden in der Rechtsanwaltskanzlei Pirohl, also in der Kanzlei von Sarahs Vater, zusammenlaufen. Alle Indizien weisen darauf hin, dass Pirohl in politische Machenschaften verstrickt ist, die der rechten Gesinnung zuzuordnen sind.

Gibt es eine Verbindung zwischen den Morden an Weber, Kerber, Lahnder und Beyer und wo ist die Schnittstelle zur Kanzlei Pirohl?

Schafft Sarah es den Fall zu lösen, auch wenn sie gegen ihre eigene Familie ermitteln muss?

„Bornholmer Schatten“ ist der Auftaktkrimi zur „Sarah Pirohl ermittelt“-Reihe, geschrieben von Katharina Peters. Für mich war es das 1. Buch überhaupt, welches ich von der Autorin gelesen habe, meine Recherche brachte jedoch zutage, dass es von Katharina Peters schon 4 Krimi-Reihen gibt.

Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich in der Geschichte angekommen bin, denn das Buch beginnt mit der Beschreibung einer depressiven, an Selbstzweifeln leidenden Kriminalkommissarin, die sich gerade in einem Ferienhaus auf Bornholm von der Welt abgeschottet hat um sich über ihr weiteres Leben klar zu werden. Auf den ersten Seiten findet sich deswegen wenig Dynamik, was den Start in die Geschichte für mich gleich am Anfang etwas ausbremst.

Aus den Erklärungen was bisher passiert ist, ergibt sich am Anfang auch noch kein rundes Bild, so dass man ein gutes Stück lesen muss, bis man den Geschichts-Faden aufgreifen kann. Je weiter man dann allerdings in den Krimi eintaucht, desto interessanter wird es.

Schnell wird klar, dass es ziemlich viele Parallelen zu unserer heutigen Zeit gibt, denn das große und zentrale Thema in diesem Krimi ist

„Es geht um Folter und Mord, verübt, um politischen Einfluss zu gewinnen und eine neue Partei mit alten Ideen auf den Weg zu bringen“.

So richtig kann ich mich mit Sarah noch nicht identifizieren, sie steht aber auch erst am Anfang ihres Weges und man kann schon leise ahnen, dass sie trotz der Tiefschläge zu Beginn ihrer Laufbahn ihren Weg bei der Polizei machen wird. Bei ihr fehlen mir noch ein paar Ecken und Kanten, aber die wird sie sicher in den nachfolgenden Krimis noch bekommen.

Sympathisch fand ich den dänischen Journalisten Frederik Thomsen. Auch wenn er nicht immer die Wahrheit gesagt hat, heiligte in dem Fall der Zweck die Mittel. Ebenfalls sympathisch fand ich die BKA-Psychologin Hannah Jakob, die aus einer anderen Krimi-Reihe der Autorin stammt und hier mal eben Schützenhilfe gegeben hat. Sie war Sarah nicht nur eine Hilfe bei den Ermittlungen, sie war ihr auch eine psychische Stütze als Sarah in Gedanken ihren Job bei der Kripo schon hinwerfen wollte.

Natürlich ermittelt Sarah auf der Insel Bornholm nicht auf eigene Faust, sie hat Unterstützung durch die Insel-Polizei und durch ihre Rostocker-Kollegen sowie das BKA in Berlin. Sie alle bringen die einzelnen Puzzle-Teile zu einem großen Ganzen zusammen, so dass letztendlich alle Morde und die dazugehörigen Motive aufgedeckt werden konnten.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm flüssig, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wenn man den Einstieg in die Story gefunden hat, möchte man auch dranbleiben und erfahren, wie die Morde mit der politische Ausrichtung der Rechtsanwaltskanzlei Pirohl zusammen hängen. Auch wenn nach ca. 2/3 des Buches ziemlich offensichtlich war wer die 3 Frauen ermordet hat, war der Fall noch lange nicht abgeschlossen. Auf den letzten Seiten konnte ich das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich wusste, wie sich alles auflöst.