Rezension

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Wo bleibt der Swing?

Swing Time - Zadie Smith

Swing Time
von Zadie Smith

Bewertet mit 2.5 Sternen

Frau Smith springt...

Erstmal vorweg: Nach dem Prolog habe ich mich schwer getan und es hat lange gedauert, die ganzen 640 Seiten zu lesen.

"Zähne zeigen" habe ich gerne gelesen, jedoch hatte ich den Verdacht, dass bei der deutschen Übersetzung so einiges unterging. Deshalb habe ich das Buch auch noch einmal als "White Teeth" verschlungen und war begeistert. Das Werk wurde zurecht hochgelobt und preisgekrönt. Danach habe ich "London N-W" gewählt. Es ist dynamisch, atemlos wie London selbst. Smith springt allerdings ohne Vorwarnung zwischen den Protagonisten und wechselt die Schreibstile, was handwerklich sicherlich ein Leistung ist und eine gewissen Dichte erezugt. Als Leser wird mir die Handlung dadurch aber zu distanziert und emotionslos. "London N-W" habe ich nicht auf Englisch gelesen. Vielleicht hätte ich das mal tun sollen?

Nun aber zu Smith neuestem Werk "Swing Time". Mittlerweile wohnt sie übrigens nicht mehr in North-West London, sondern in New York City. Ich werde nicht den Klappentext abschreiben, sondern gleich zu meinem Eindruck übergehen:
Der Roman gewann den WELT-Literaturpreis, allerdings ist das kein Garant für ein tolles Buch. Es behandelt ein sehr interessantes Thema: Inwieweit formen und beeinflussen Herkunft und soziales Umfeld einen Menschen? Smith kann Geschichten anspruchsvoll erzählen, Details gut herausarbeiten, verliert sich dann aber darin und es wird zäh. Die Autorin kämpft gegen Stereotype und schafft gleichzeitig welche. Was können Mädchen mit einem "Afro-Hintergrund" am besten? Genau - Tanz, Musik und Sport! Was für ein Klischee! Dazu werden Themen wie Religion, Rassismus, Weltpolitik angerissen und schon ist der rote Faden weg, der Tiefgang mit ihm und zu guter Letzt die ganze Geschichte. Zadie Smith macht, was sie auch schon in "London N-W" gemacht hat, sie springt! Ortswechsel (London, New York Gambia) und Zeitsprünge machen es noch schwerer, den roten Faden zu erkennen. Vielleicht hätte ich den Roman auch auf Englisch lesen sollen...