Rezension

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Wo Rauch ist, ist auch Feuer?!

Das Strandhaus -

Das Strandhaus
von Deborah O'Donoghue

Ein atmosphärisches Buch, das so gerne ein Thriller sein möchte, trotzdem hoch aktuell und lesenswert!

Wo Rauch ist, ist auch Feuer?!

„Das Strandhaus“ ist der Debütroman der Autorin Deborah O'Donoghue. Juliet MacGillivray, eine aufstrebende Politikerin, erfährt, dass ihre Lieblingsnichte Beth Selbstmord begangen haben soll. Die Indizien-Lage ist eigentlich eindeutig, und es gibt auch einen Abschiedsbrief. Obwohl Juliet beruflich sehr eingespannt ist, fährt sie an den Ort des Geschehens: ein einsames Strandhau an der rauen Küste Schottlands, das sich im Familienbesitz befindet.

Juliet glaubt nicht an den Suizid und ermittelt selbst. Sie stößt auf eine höchst verdächtige Nachbarschaft sowie auf Intrigen, Lügen und Gewalt. Und sie hat das Gefühl, bestimmte Personen vor Ort und auch im fernen London massiv bei ihren Machenschaften zu stören.

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Das Strandhaus“ gefällt mir persönlich nicht. Das Cover zeigt im Vordergrund blonde, lange Haare, die im Wind wehen, und im Hintergrund das dunkle Meer. Alles in allem wirkt das Cover auf mich gruselig, aber auch billig, tut mir leid.

Anders der Schreibstil: Bis auf ein paar Längen (die sich auch in der relativ hohen Seitenzahl und in den nach meinem Geschmack viel zu langen Kapiteln zeigen) schreibt die Autorin spannend und flüssig. Oft passt diese Bezeichnung ja nicht so recht, aber ich würde „Das Strandhaus“ als einen sehr atmoshärisches Buch bezeichnen, denn was die Hauptprotagonistin durchmacht, ist wirklich nicht ohne. An vielen Stellen kommt Juliets immanente Angst vor der eigenen Courage gut rüber, zum Beispiel:

„Sie sollte nicht allein hier draußen sein.“ (Kindle-Position 4091)

Auch die Übersetzung ins Deutsche finde ich übrigens gelungen.

Fazit und Leseempfehlung:

Wie in der letzten Zeit leider öfter vorkommend, wird auch bei diesem Buch meiner Meinung nach der Genrename „Thriller“ geradezu inflationär benutzt. Nicht alle Bücher mit ein bisschen Spannung sind gleich Thriller. Hier werden Erwartungen geweckt, die enttäuscht werden, wenn man dann „nur“ einen Krimi bekommt.

Dann gab es beim Lesen aber doch eine Überraschung: Man hätte es eigentlich ahnen können, denn die Hauptprotagonistin Juliet setzt sich als Politikerin für Frauenrechte ein. Ab etwa der Mitte des Buches wird klar, dass es in diesem Buch auch um die aktuelle MeToo- Debatte geht. Kein Wunder, denn das Erscheinungsjahr der englischsprachigen Originalausgabe ist 2019, also in etwa die Hochzeit der MeToo-Bewegung.  Dieses Thema wird in dem Buch geschickt und überzeugend dargestellt, finde ich.

Auch möchte ich an dieser Stelle die gute Darstellung der Hauptprotagonistin Juliet loben. Man erfährt viele Details über Juliet, zum Beispiel, was sie denkt und was sie fühlt, und so ist sie mir beim Lesen ans Herz gewachsen.

„Das Strandhaus“ ist ein Buch, das fast ohne polizeiliche Ermittlungen auskommt.

Im Ergebnis konnte mich „Das Strandhaus“ aber leider nicht hundertprozentig erreichen. Aufgrund des Titels und der Beschreibung hatte ich andere Erwartungen an die Handlung.vAber: Aufgrund des wirklich spannenden und überraschenden Endes und der überzeugenden Worte der Autorin im Nachwort kommt „Das Strandhaus“ bei mir gerade noch an einer Dreisterne-Bewertung vorbei.

Ich vergebe für „Das Strandhaus“ vier Sterne und empfehle das Buch insbesondere allen, die sich für das Thema „MeToo“ interessieren.

Abschließend noch ein prägnanter Abschnitt aus „Das Strandhaus“:

„… aber manchmal gibt es keine endgültigen Antworten. Dann muss man, nachdem alles in Betracht gezogen wurde, von dem ausgehen, was am wahrscheinlichsten ist.“ (Kindle-Position 712)

Die Dauerleserin