Rezension

Wo war der Thrill?

Neuschnee - Lucy Foley

Neuschnee
von Lucy Foley

Bewertet mit 3 Sternen

Neun Freunde treffen sich in einem abgelegen, schottischen Bergresort, um gemeinsam ins neue Jahr zu feiern. Wie der Leser gleich zu Beginn des Buches erfährt, wird es am Ende eine Leiche geben. Die Autorin lässt die weiblichen Protagonisten in der Ich-Form erzählen. Als einzige männliche Person kommt der Wildhüter zu Wort, der in der 3. Person erzählt. Auffällig kurze Zeitsprünge vom 30. Dezember zum 2. Januar zu Silvester und dann wieder zu Neujahr, ab und zu ein paar größere Sprünge, die einige Jahre zurück in die Vergangenheit gehen, sind ein weiteres Stilmittel der Autorin und haben mich manchmal ein wenig verwirrt.

Das Setting verschneit und einsam ist eigentlich ideal, um schnell eine spannende Gruselstimmung zu erzeugen. Aber es passiert zunächst nicht viel. Lucy Foley verwendet viel Zeit darauf ihre Charaktere vorzustellen. Nach dem ersten freundlichen Eindruck, den man zu Beginn von dem Freundeskreis bekommt, ist schnell nicht mehr viel übrig. Die reichen Großstädter benehmen sich nicht nur unterirdisch, sie erfüllen oft alle Klischees von verwöhnten Schnöseln und sind auch nicht wirklich Freunde. Wer solche Freunde hat, braucht in der Tat keine Feinde mehr. Auch Heather und Doug, die sich um das Wohl der Gäste kümmern, haben Geheimnisse. Außerdem gibt es noch ein isländisches Paar, dass ebenfalls Sylvester auf der Hütte verbringt, und auch sie scheinen etwas merkwürdig zu sein. So richtig viele Sympathiepunkte kann fast keiner der Figuren gewinnen, was natürlich OK ist, so könnte auch Jeder der Täter sein.  Die Identität der Leiche wird bis zum Schluss nicht verraten.

Mehr als 2/3 des Buches vergehen, bevor es spannend wird. Vorher habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wieso sich diese Kriminalgeschichte Thriller nennt. Das Ende war für mich nicht vorhersehbar und hatte durchaus Überraschendes.  Für einen Thriller fehlte mir absolut die Spannung , ein bisschen Grusel und das Gefühl, das Buch jetzt nicht weglegen zu können, weil gleich wieder etwas passieren könnte. Die Sprache war flüssig mit vielen Dialogen und nicht allzu anspruchsvoll.

Ich habe das Buch ganz gerne gelesen, der große Wurf war es aber meines Erachtens nicht.