Rezension

Wohlformuliert aber inhaltlich nicht überzeugend.

Pfaueninsel - Thomas Hettche

Pfaueninsel
von Thomas Hettche

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach den ersten Zeilen des Romans war ich von Thomas Hettches Sprache hin und weg. Mit wohlformulierten Sätzen, geschliffen, präzise und auf angenehme Weise altmodisch, erweckt Hettche eine vergangene Zeit wieder zum Leben und lädt ein zum Schwelgen: in sprachlicher Schönheit ebenso wie in den Beschreibungen von Landschaft und Leuten.

Es ist eine künstliche Welt, die er auferstehen lässt. Auf der Pfaueninsel nahe Potsdam siedelt der Hofgärtner Lenné zu Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur außergewöhnliche Pflanzen und Tiere an. Auch Menschen, die nicht der Norm entsprechen leben dort: Zwerge, Riesen und ein Mohr. Hettche erzählt aus Sicht der kleinwüchsigen Marie, die mit ihrem Bruder zusammen schon als Kind auf die Insel kommt und dort eine sichere Zuflucht vor der Welt findet.

Grundsätzlich ist dies ein spannende Konstellation, aus der sich viel entwickeln könnte und Hettche erzählt ausführlich über die Befindlichkeiten und Verstrickungen der Inselbewohner. Allerdings, und das ist wirklich schade, schafft er es nicht mit seiner Geschichte zu fesseln oder emotional zu berühren. Zu oberflächlich sind seine Figuren angelegt und zu gemählich fließt der Erzählfluss dahin. Alles bleibt sehr fremd und der Leser außen vor.

"Die Pfaueninsel" ist  deswegen kein schlechtes Buch, denn alleine die wunderbare Sprache macht es lesenswert. Aber leider es bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, die auf den ersten Seiten geweckt werden. Obwohl ich sprachliche Schönheit sehr genießen kann, ist es mir schwer gefallen bis zum Schluss durchzuhalten und geblieben ist wenig. Alles in allem ist es eher ein ästhetisches Vergnügen diesen Roman zu lesen, als eine beeindruckende intellektuelle Erfahrung oder ein erzählerisches Erlebnis. Man kann wohl nicht immer alles haben.