Rezension

Wohlfühlroman

Das Honigmädchen - Claudia Winter

Das Honigmädchen
von Claudia Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Als alleinerziehende Mutter hat man es gar nicht so leicht, das muss auch Camilla einsehen, denn neben ihrem stressigen Job im Delikatessenladen ihres Vaters bleibt nicht immer genügend Zeit für die fünfzehnjährige Marie. Als Camilla eines Tages zur Direktorin des Gymnasiums gerufen wird, fällt sie aus allen Wolken, als sie erfährt, wie es um den Besuch der Schule wirklich steht. Eine Auszeit muss her und das dringend. Als Camilla im Auftrag ihres Vaters nach Südfrankreich soll, um mit dem dortigen Honighändler zu verhandeln, nimmt sie Marie mit. Diese ist alles andere als begeistert, doch als sich unverhofft auch noch der nervige Nachbar, dieser Möchtegernschriftsteller, der Reise anschließt, freut sich zumindest Marie. Zu allem Übel ist dann auch Südfrankreich noch ganz anders als erwartet und Camilla muss lernen, dass auch sie selbst bereit sein muss, um das Leben genießen zu können.

Meine Meinung

Allein schon das zauberhafte Cover lädt zu gemütlichen Lesestunden ein und auch der Klappentext verspricht einen Rundumwohlfühlroman. Genau diesen habe ich auch mit “Das Honigmädchen” erhalten, denn diese Geschichte ist kurz und knapp gesagt, einfach schön. Claudia Winter schreibt lebendig und absolut flüssig und in kürzester Zeit ist man mitten in der Geschichte rund um Camilla, Marie und Tobias. Mit einer Prise Humor, viel Gefühl und einem bildhaften Schreibstil befindet man sich schnell mitten in Loursacq in Südfrankreich. Dieser kleine Ort wird so anschaulich beschrieben, dass man sich selbst sogar vorstellen kann, einmal hier Zeit zu verbringen. Doch in Loursacq ist nicht alles so leicht, denn nicht nur unsere drei Besucher aus Deutschland bringen eine Menge Emotionen mit, sondern auch die Bewohner des Bergdorfes haben so einige Probleme zu verdauen. Die Dynamik zwischen all den unterschiedlichen Charakteren hat mir sehr gut gefallen. Allem voran die Beziehung zwischen Camilla und ihrer Tochter Marie, die hier lernen müssen, wieder aufeinander zuzugehen. Aber auch sonst gibt es hier diverse Konflikte zu lösen und auch wenn sich manche Momente schon früh vorausahnen lassen, gelingt es Claudia Winter immer wieder, zu überraschen. Diese Geschichte ist perfekt zum Abschalten und Entspannen und bietet gemütliche Lesestunden.
Ein personeller Erzähler in dritter Person beschreibt das Geschehen aus der Perspektive der Protagonistin Camilla. Dadurch lernt man sie sehr intensiv kennen und man kann ihre Beweggründe sehr gut verstehen.
Als alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenageralter hat Camilla es gar nicht leicht. Sie selbst stellt sich persönlich unter Druck, immer alles perfekt zu machen. Doch dabei muss sie einsehen, dass es einfach nicht alles allein zu stemmen ist. In ihrer Zeit in Frankreich beginnt sie, nicht nur sich selbst wieder neu zu sehen und zu fühlen, sondern lernt wieder zu vertrauen. Diese Veränderungen der Protagonistin waren zwar vorher zu erahnen, haben mir aber trotzdem gut gefallen, vor allem die gefühlvolle Umsetzung der Situation ihrer Protagonistin ist der Autorin sehr gut gelungen.
Aber auch Marie, Camillas Tochter, ist klar gezeichnet und wirkte sie zunächst nur wie ein sturer Teenager, der gerne Schule schwänzt, merkt man so nach und nach, dass hinter dieser Fassade viel mehr steckt.
Die Nebencharaktere erhalten ebenfalls viel Tiefgang, wirken authentisch und lebendig und auch mit diesen fühlt man sich absolut wohl.

Mein Fazit

“Das Honigmädchen” ist ein Roman voller Gefühl, man bekommt etwas zum Schmunzeln, etwas fürs Herz und gleichzeitig auch so viel Tiefgang, dass man sich beim Lesen einfach wohl fühlt. Lebendige Charaktere, eine bezaubernde Landschaft und kleinere Überraschungen halten den Lesefluss aufrecht und lassen ganz tief in die Geschichte versinken. Wer einen Roman zum Abschalten und Abtauchen sucht, sollte hier einfach mal reinschnuppern.