Rezension

Wohlstand ohne jegliche Moral?

Last Haven - Tödliche Geheimnisse - Lisbeth Jarosch

Last Haven - Tödliche Geheimnisse
von Lisbeth Jarosch

Ein dystopischer Zukunftsroman, der heute genauso aktuell ist, wie wahrscheinlich auch in ein paar Jahren noch. Erschreckend realistisch!

Krieg, Hunger, Seuchen.. All das ist uns nicht fremd, doch haben wir das Glück, dass unser Staat uns davor schützt. Doch was, wenn die Population ansteigt, die Ernteerträge aber nicht? Wenn resistente Keime oder fehlender Wohnraum zur Verelendung führt?

In diesem Buch gibt es eine Antwort: Last Heaven.
Dieser Staat wurde zum Wohle aller gegründet, denn die Regierung überwacht nicht nur Fortpflanzung, Lebensmittelversorgung und Industrie, sondern auch die Freizeitgestaltung und berufliche Tätigkeit. Aida arbeitet bei Techraid, einem Waffenhersteller. Ihre dortigen Kollegen sind ihre Familie, auch empfindet jeder Angestellte so. Doch dann wird sie aufgrund eines Arbeitsunfalles ins Verteidigungsministerium versetzt.
Doch wie soll sie sich dort eingewöhnen, wenn alle anderen schon seit ihrem 8. Lebensjahr darauf vorbereitet wurden? Wie kann sie ihre Familie einfach zurück lassen?
Und warum hat sie zu den unterirtischen Räumen im Ministerium keinen Zugang? Kennt Aida den Staat überhaupt, in dem sie lebt?
Die Bewohner werden indoktriniert, sodass sie das System meist gar nicht erst infrage stellen. Sie leben nur innerhalb ihrer Klasse, weswegen ihnen nicht klar ist, was sie haben könnten, sondern froh über das sind, was sie haben.
Das erschreckende meiner Meinung nach ist, wie selbstverständlich auch der Leser dieses System anfangs akzeptiert. Natürlich gibt es einige Kritikpunkte doch in den ersten Kapitel scheint dieser Staat fast wie eine sinnvolle Alternative.

"Was du [...] gesehen hast, ist im Grunde die logische Fortsetzung desses, was Last Heaven vor etlichen Jahrzehnten [...] begonnen hat."
Zunehmend beginnt Aida und dadurch auch der Leser, alles zu hinterfragen. Und je mehr sie erfährt, desto unwohler fühlt sie sich. Durch ihre Loyalität, ihre Entschlossenheit und ihre Moralvorstellung, sowie der Mut, dazu zu stehen, kann der Leser ein erstes aktiver Aufbegehren innerhalb des Systems mitverfolgen. Meist liest man eher von einzelnen Personen, die sich den Rebellen anschließen. Jedoch muss so ein Widerstand ersteinmal gegründet werden... Dieser Vorgang faszinierte mich besonders.

Nicht zuletzt hat auch der angenehme, gut verständliche Schreibstil zu der fesselnden Wirkung des Buches beigetragen. Auch die Umgebung, Aidas Umfeld und auch die einzelnen Personen werden prägnant und umfassend beleutet, sodass man sich ein facettenriches Bild des Geschenhens machen kann.

Ich gebe dem Buch darum 4,5 von 5 Steren. Ich kann dieses Roman jedem nur empfehlen, da er, obwohl eigentlich zukünftige Ereignisse geschildert werden, dennoch den Geist unserer Zeit widerspiegelt!