Rezension

Wortgewaltig

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hat es in sich, es trägt so viele Worte in sich, das es eigentlich "tonnenschwer" sein müsste.
Doch es ist leicht und es nimmt einen mit auf eine Reise die so traurig ist, daß es einem das Herz schwer macht.

April ist 16 Jahre alt, doch in ihrem inneren ist sie viel viel älter. Sie trägt ganz viele Worte in sich, die sie erzählen, erfragen und bereden will, doh niemand ist da der sie hört und hören will.
Nicht einmal ihre Eltern, ihre Mutter ist völlig überfordert mit April und grenzt sie aus ihrem Leben aus, der Vater verkriecht sich in seine Arbeit.
April ist auf sich gestellt und lebt seid ihrem 8ten Lebensjahr für sich alleine mit ihren Worten.
Phoebe ist ihre kleine Schwester, die genau die gleiche Wortgewalt in sich trägt, doch sie wird geliebt und beachtet von ihren Eltern.
Phoebe ist stark und stellt sich dem Leben.
ALs es klar wird, das April in eine Therapie muß und die beiden Schwestern sich wohl nicht wiedersehen, halten sie ihre Erinnerungen, Gefühle und Worte in Briefen fest...

Es ist so wunderbar traurig, weil die Wortwahl einfach so verständlich macht, wie einsam ein Mensch unter Menschen sein kann.
Dieses Buch hat mich wirklich tief berührt, so sehr, das ich zwischendurch eine kleine Gedankenpause einlegen musste.
Denn viele dieser Sätze und Gedanken, haben mir klar gemacht wie zerbrechlich ein Leben sein kann und wie schnell wir mit Worten und Gesten einen geliebten Menschen auf den falschen Weg bringen können...manchmal ist es nur ein Wort.
Wir müssen behutsamer mit uns umgehen und vor allem lernen zuzuhören, auch was zwischen den Zeilen gesprochen wird und dem Gegenüber wahrnehmen...
Das Leben ist nicht immer einfach, doch ein bisschen Zeit investieren das schafft jeder.
Wunderbares Buch, sehr zu empfehlen, wer sich gerade verliert.