Rezension

Wortgewaltig wie eh und je

Reckless 03 - Das goldene Garn - Cornelia Funke

Reckless 03 - Das goldene Garn
von Cornelia Funke

Bewertet mit 4 Sternen

"Reckless - Das goldene Garn" ist der dritte Band um die Welt jenseits des Spiegels, die der Schatzjäger Jacob Reckless in zahlreichen Abenteuern entdeckt. Diesmal verschlägt es ihn und seine treuen Gefährten in den Osten, denn Jacobs kleiner Bruder Will ist in die Spiegelwelt zurückkehrt. Beide Brüder werden durch einen Erlelf aus der realen Welt manipuliert und Jacob realisiert schnell, dass er seinen Bruder erneut retten muss und so geraten alle in neue Abenteuer und treffen auf neue Zauber und neue Gestalten.

Wie auch schon beim Vorgängerband bemerkt, fällt es mir immer unheimlich schwer in die Spiegelwelt kreiert von Cornelia Funke zurückzukehren. Dies liegt zum einen daran, dass immer ein großer Zeitraum vergeht bis ein weiterer Band veröffentlicht wird und zum anderen daran, dass viele Begriffe und auch Namen eher Zungenbrecher sind. Man muss als Leser als erst wieder richtig in diese Welt eintauchen und dann beginnt wieder ein höchst vergnügliches Leseabenteuer.

Das vergnügte Leseabenteuer beginnt ja schon alleine immer, wenn man dieses großartig gestaltete Buch in der Hand hält. Nicht nur der Umschlag lässt den Leser die Zunge schnallen, auch der Einband an sich weiß zu überzeugen. Zudem ist es nach wie vor genial, dass Cornelia Funke so viel Zeit und Liebe in die Zeichnungen am Anfang eines Kapitels steckt. Es sind sicherlich keine Meisterwerke, aber sie sind von der Autorin selbst, man erkennt ihren eindeutigen Stil und man freut sich immer wieder auf ein neues Kapitel.

Auch der Erzählstil gefällt mir nach wie vor sehr gut. Man bekommt zahlreiche Perspektiven geboten, kann sich somit in zahlreiche Figuren hineindenken und ihr Wesen näher erkunden. Nicht nur Jacob ist der Held, auch einen Antagonisten wie Nerron kennt man schließlich wie seine Seitentasche. Dieser Stil birgt natürlich auch Gefahren, denn es werden auch überflüssige Perspektiven eingestreut (Donnersmarck) oder eine Perspektive erhält zu weniger Erzählraum (John Reckless, Will). Da ist die Balance nicht optimal gelungen.

Der Handlungsbogen ist nach wie vor spannend gestaltet. Die Abwechslung aus spannend erzählten Passagen (also sprich Beseitigen einer Gefahr o.Ä.) und Enblick in den Gedankenwelt ist gelungen. Die Gefahren selbst befinden sich auf einem angenehm "harmlosen" Niveau, das absolut unterhalten kann und das vor allem eine breite Zielgruppe anspricht. Es sind viele einzelne Handlungsstränge entscheidend vorwärts gekommen, mit manchen Lösungen bin ich nicht glücklich, aber man erkennt als Leser, dass diese Entwicklungen für weitere Bände durchaus Potential bieten. Gerade was die Folgebände angeht bin ich aber skeptisch. So gerne ich Jacob, Fuchs, Will und all die anderen mag, so sehr glaube ich aber auch, dass die Geschichte irgendwann auserzählt ist. Die Reise in die orientalische Richtung war gar nicht mein Geschmack. Da ich mich dort überhaupt nicht auskenne, waren viele Dinge für mich vermutlich überhaupt nicht zu erkennen und das macht doch durchaus den Reiz an so einer Geschichte aus. Da kann man sich fragen, wie weit Cornelia Funke da noch gehen will, aber für mich müsste das nicht sein.

Fazit: Ich habe mich von Cornelia Funke, "Reckless - Das goldene Garn" und ihrer gewaltigen Erzählkraft sehr gut unterhalten gefühlt. Es ist nicht alles perfekt, aber man wird immer wieder eingefangen, weil man an der ganzen Gestaltung merkt, was für eine Liebe für das Geschichtenerzählen an sich in diesen Seiten steckt und dieser Hommage kann man sich gar nicht erziehen. Dennoch hoffe ich, dass sich die Geschichte um die Spiegelwelt bald gegen Ende neigt, denn es wäre jammerschade, wenn hier etwas unnötig in die Länge gezogen würde, nur um Kohle zu machen. Aber da vertraue ich voll auf die geniale Cornelia Funke, die immer wieder geniale Welten gestaltet!