Rezension

Wortgewaltige Erzählung, die jedoch nur auf die Fortsetzung hinarbeitet

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte - Laini Taylor

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
von Laini Taylor

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als ich erfahren habe, dass der One-Verlag Strange the Dreamer auf Deutsch herausbringen wird habe ich mich so sehr gefreut, insbesondere, da das Cover dem wunderschönen UK-Cover ähnelt, in dem das Buch mittlerweile nur noch schwer erhältlich ist. Enttäuscht war ich jedoch, als ich erfahren habe, dass der englische erste Teil in zwei deutsche Bände aufgeteilt wurde. Besonders im Fantasybereich sind dicke Bücher ja nicht gerade selten und verkaufen sich trotzdem gut. 

Erzählt wird die Handlung durch zwei Erzählstränge, wobei ich über den zweiten Strang rund um Sarai hier nichts verraten werde, da er erst nach über 100 Seiten einsetzt und somit schon etwas zu viel über den Verlauf der Handlung verraten würde. Zunächst lernt der Leser daher Lazlo Strange kennen, ein Waisenkind, das zunächst bei Mönchen aufgewachsen ist, sich jedoch seine Zeit mit Träumereien und Spielen rund um die mysteriöse Stadt „Weep“ vertreibt, deren Namen eines Tages wie ausgelöscht war und von niemandem mehr ausgesprochen werden kann und zudem seit 200 Jahren als verschollen gilt. Auch in seiner späteren Jugend widmet er sich als Bibliothekar meist seinen Privatforschungen rund um die Stadt und ihren Legenden, lernt die Sprache der Einwohner und sammelt alle Informationen, die er finden kann, obwohl er nie damit gerechnet hätte, eines Tages wirklich die Chance zu bekommen die Stadt mit eigenen Augen zu sehen. 

Strange the Dreamer ist anders als alles was ich bisher im Fantasybereich gelesen habe. Das Buch besticht nicht unbedingt durch übermäßige Spannung, sondern durch den grandiosen Schreibstil und die wunderschönen bildhaften Beschreibungen, durch die man das Gefühl hat selbst an den Orten der Geschichte zu sein. Mit jeder Seite taucht man mehr in die magische Welt ein und es fühlt sich teilweise selbst wie ein Traum an. Die Übersetzung ist toll gelungen und ich hatte an keiner Stelle den Wunsch, das Buch lieber im Original zu lesen, wie es sonst oft der Fall ist. 

Lazlo macht eine angenehme Charakterentwicklung vom schüchternen Träumer, zum mutigen, aber stets nachdenklichen Abenteurer durch, schafft es aber, dabei durchweg sympathisch zu bleiben. Auch einige der Nebencharaktere konnten mir mit der Zeit wirklich ans Herz wachsen und besonders bei den Einwohnern von Weep, zeigt sich nochmals der unglaubliche Ideenreichtum der Autorin, bei dem ich immer wieder überrascht wurde und extrem viele Elemente vorkamen, die ich so aus anderen Fantasy-Romanen noch nicht kannte. 

Am liebsten würde ich Strange the Dreamer daher ohne zu zögern fünf Sterne geben, doch ich muss leider für das Ende und das Splitten des Buches in zwei Teile einen halben Stern abziehen auch wenn die Autorin da natürlich nichts für kann. Dadurch, dass es geteilt wurde wirkt das Ende recht willkürlich gewählt und es fehlt ein Spannungshöhepunkt, selbst bei einer so ruhigen Geschichte wie dieser. Ich kann an dieser Stelle daher fast nur empfehlen bis zum Erscheinen des 2. Teils mit dem Lesen zu warten, denn ansonsten ist es eine unglaublich tolle, wortgewaltige Erzählung, die ich nur weiterempfehlen kann.