Rezension

Wortgewaltige Sprachlosigkeit

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

April ist fort.

Phoebe bleibt alleine zurück und vermisst ihre große Schwester, die mit Magersucht in eine Klinik eingewiesen wurde. Phoebes Welt bricht mit Aprils verschwinden zusammen. Sie betet ihre große Schwester an und will ihr helfen gesund zu werden. So schreibt sie ihr Briefe. Jeder soll zeigen wie sehr April geliebt und gebraucht wird, jeder soll sie einen Schritt näher zur Genesung bringen. Mit jedem will Phoebe verstehen und auch ihr eigenes Leben meistern. Denn alles um sie herum bröckelt und bricht. Ihr bleiben nur Worte.

Ein Buch, das den Leser sprachlos und tränenüberströmt zurücklässt. Ein Buch von außergewöhnlicher sprachlicher Schönheit, überwältigender Poesie und herzergreifender Geschichte.

Es geht um so viel mehr als eine Krankheit. Familie, Freunde, Achtsamkeit, Leben – die Macht der Worte in den unterschiedlichsten Facetten, all das trifft den Leser direkt ins Herz und nimmt dort für immer einen besonderen Platz ein.

In der ungewöhnlichen Form eines Briefromans liegt hier ein brillantes Kunstwerk vor, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Ein Feuerwerk an Bonmots bringt einen zum Lachen, zum Nachdenken und vor allem zum Weinen. Die Geschichte lässt einen so viel entdecken, dass jedes Detail zum Inhalt schon zu viel wäre. Immer wenn man glaubt, jetzt hätte sie einem alles gegeben, übertrifft sie noch einmal alles – und das bis zur letzten Seite! Sätze, ja, ganze Szenen, prägen sich dem Leser für immer ein.

Noch nie hat ein Buch es geschafft mich derartig zu berühren. Es nimmt einem den Atem, erschüttert die Welt und bleibt im Gedächtnis. Mir fehlen die Worte um dieses wortgewaltige Meisterwerk, die sprachlich brillant formulierte Sprachlosigkeit zu beschreiben!

Die Geschichte ist hart und schonungslos – die Sprache pure Poesie.