Rezension

Wow!

Cinder - Marissa Meyer

Cinder
von Marissa Meyer

Inhalt: Cinder ist ein Mechanikerin und lebt im New Beijing der Zukunft bei ihrer verhassten Stiefmutter und den beiden Stiefschwestern. Doch, was nur die wenigsten wissen: Cinder ist ein Cyborg. Teils Maschine, teils Mensch muss sie sich den Anfeindungen derer entgegensetzen, welche von ihrer Besonderheit wissen. Doch dann begegnet sie eines Tages Prinz Kai, welcher verzweifelt versucht eine tödliche Seuche zu bekämpfen, die sein Reich bedroht. Und der einzige Weg, dies zu schaffen, scheint die unbarmherzige und gefährliche Königin Levana zu heiraten, die ein Gegenmittel verspricht. Doch welche Rolle spielt Cinder in dem ganzen Szenario?

„Cinder“ scheint anders als andere Jugendbücher, die es bisher auf dem Markt gibt. Es reiht sich ein in eine lange Riege von düsteren Zukunftsdystopien, weigert sich aber in der Masse zu verschwinden.
Es ist der erste von vier Bänden, welche alle eines der altbekannten Märchen neu auflegen, sich jedoch in der im ersten Band eingeführten Rahmenhandlung bewegen.
Besonders herrlich erfrischend war es, hier endlich einmal eine realistische Liebesgeschichte in einem Jugendbuch zu lesen. Häufig erscheinen sie zu überstürzt, unauthentisch und nicht nachvollziehbar. In „Cinder“ jedoch nähern sich die Charaktere nur sehr langsam an, es wird nicht mit großen Worten wie Liebe um sich geworfen und es ist eine eher süße, fast schon zögerliche Romanze, die den Leser das ein oder andere Mal zum Lächeln bringen dürfte.
Mit dem Prinzen Kai wurde ein Charakter geschaffen, der sofort sympathisch erscheint. Er wirkt in seinem Denken und Handeln reif und bereit, den Thron zu besteigen. Es wird jedoch deutlich, dass er nur ein junger Mann ist, der sich selbst der nahenden Aufgabe nicht gewachsen sieht. Manche wenige Passagen des Buches sind aus seiner Sicht geschrieben, was den Lesefluss nicht stört oder einen zu genauen Einblick erlaubt. Im Gegenteil, durch eben diese Abschnitte erfährt der Leser mehr, vor allem wichtige Informationen und Gedankengänge, die nur aus der Sicht von Cinder vielleicht nicht genau genug hätten dargestellt werden können. Allgemein ist er ein männlicher Protagonist, der so manche weibliche Leserherzen durch kleine Gesten höher schlagen lässt und zur Abwechslung mal kein typischer „Bad Boy“ ist.
Cinder erscheint herrlich sarkastisch, doch auch verletzlich. Sie möchte nicht, dass noch mehr Menschen erfahren, dass sie ein Cyborg ist, vielmehr möchte sie als das gesehen werden, was sie ist: ein Mensch. Weswegen sie vielleicht auch manchmal Fehler macht aus ihrer Unsicherheit heraus, jedoch am Ende selbstlos und stark für das kämpft, was ihr wichtig ist.

Ein Charakter, zu dem ich eine Art Hass-Liebe während des Lesens entwickelt habe ist eindeutig Königin Levana. Zum einen der Hass, weil sie einfach der perfekte Bösewicht ist und man gar nicht anders kann, als sie durch die Seiten durch strangulieren zu wollen. Zum andern die Liebe, weil sie einfach als Charakter so wunderbar in die ganze Szenerie passt und die Autorin ihre bösartige und manipulative Mondkönigin nicht besser hätte gestalten können.
Anders steht es um Cinders Stiefmutter Adri und ihre Tochter Pearl. Einerseits ist ihr Handeln ein klein wenig verständlich, da besonders Adri als noch immer trauernde Ehefrau die Schuld am Tod ihres Mannes bei Cinder sucht. Dennoch scheinen ihre Figuren ein wenig zu übertrieben. In ihrer Boshaftigkeit wirken sie zu extrem und meistens ist ihr Handeln nicht nachzuvollziehbar. Des Weiteren ist unklar, warum Peony als einzige der Familie auf Cinders Seite steht, wenn ihr familiäres Umfeld ihr doch von Kindesbein an eingetrichtert hat, eben diese zu hassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cinder ein Roman ist, der sich von anderen abhebt und sich definitiv einen Platz im Bücherregal verdient hat. Wunderbar gestaltete Charaktere und eine glaubhaft dargestellte Zukunftsvision machen Lust auf eine Fortsetzung und erschweren einem die Wartezeit bis Februar 2013.