Rezension

Wow!

Harpyienblut - Daniela Ohms

Harpyienblut
von Daniela Ohms

„Vielleicht war es die einzige Konsequenz, die man ziehen konnte, wenn man jeden Tag zusehen musste, wie Kinder starben und getötet wurden.“ - S:281

Inhalt:
Lucie hat ein Geheimnis. Seit ihre Mutter sie vor Jahren im Wald in einem Ei gefunden hat, besitzt sie Flügel. Sie weiß nicht, woher sie kommt, doch plötzlich geschehen seltsame Dinge mit ihr: Sie scheint sich zu verwandeln. Mithilfe ihrer besten Freundin Emilia und Sergej versucht sie herauszufinden, wer oder was sie ist und wie sie die Verwandlung stoppen kann. Doch sie wird auch noch von einem seltsamen Jungen verfolgt, der Schmetterlingsflügel anstatt ihres Gefieders besitzt. Und zu ihm fühlt sie sich unwiderruflich hingezogen.

Meine Meinung:
“Harpyienblut“ von Daniela Ohms ist sehr düster, wie ich es schon von “Der geheime Name“ gewohnt war. Gewohnt detailverliebt beschreibt sie das Geschehen rund um Lucie und ihre Freunde und schreckt nicht davor zurück, auch grausame und weniger schöne Sachen unbeschönigt zu beschreiben. Genau diese Liebe zum Detail geht auch zwangsläufig auf ihre Leser über und man saugt gierig jede blumige Beschreibung in sich auf und lässt sie erst einmal wirken.
Die Atmosphäre, die Daniela Ohms dabei gestaltet ist wirklich unglaublich und düster. Sie schafft es, den Leser in genau diese Düsternis hineinzuziehen und die bedrückenden Gefühle der Figuren auch auf diesen zu übertragen.

Die Protagonistin Lucie ist sympathisch und hebt sich von den üblichen zurückhaltenden und normalen Heldinnen der Jugendliteratur ab. Sie ist sehr selbstbewusst, mutig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Trotzdem erscheint sie auch einen Großteil der Geschichte sehr verletzbar. Dadurch wirkt sie einerseits besonders, aber auch für den Leser sehr greifbar, da man ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen kann.
Es gibt nicht einen Charakter in Daniela Ohms Geschichte, den man auch nur ansatzweise als oberflächlich beschreiben könnte. Allesamt sind sie sehr komplex aber gleichzeitig auch sehr gut verständlich und sympathisch.
Es gibt auch ansatzweise eine kleine Dreiecksgeschichte. Diesen stehe ich grundsätzlich eher skeptisch gegenüber, da sie meistens nach ein und demselben Schema ablaufen und man von vorneherein einen Favoriten hat, der das Mädchen am Ende kriegt. Hier schafft es die Autorin aber, den Leser hinters Licht zu führen und man wird überrascht sein, wie diese Beziehung im Endeffekt endet und damit zufrieden sein.

Daniela Ohms hat um die Harpyienlegende ein detailliertes und kompliziertes Konstrukt gebaut, dass durch die vielen Details und den Ideenreichtum geradezu sprachlos macht.
Dem Leser ist schon von Beginn an klar, dass dies keine schöne Geschichte wird. Sehr düster und grausam wird die Geschichte von Lucie und ihren Freunden erzählt und der Leser leidet mit ihnen mit. Eigentlich eine durchweg überzeugende Geschichte.
Doch teilweise zieht sich die Handlung etwas in die Länge und zum Ende hin wirkt es ein wenig too much. Die Auflösung, warum Lucie sich so von dem Schmetterlingsjungen angezogen fühlt, hat mir nicht wirklich gefallen.

Fazit:
“Harpyienblut“ ist ein spannender und düsterer Jugendroman, der zu überzeugen weiß. Es gab ein paar Punkte, die mir persönlich nicht so ganz zugesagt haben. Trotzdem ist es Daniela Ohms gelungen, einen fesselnden Urban-Fantasy Roman zu schaffen. 4,5 Sterne.