Rezension

Wow!!!

Die Vermisste -

Die Vermisste
von Caroline Corcoran

Bewertet mit 5 Sternen

Wieso hat Romilly ihr Baby kurz nach der Geburt zurückzulassen und ist abgetaucht? Die Geschehnisse rund um diese Frage werden abwechselnd aus der Perspektive der Mutter, des Vaters Marc sowie Romillys bester Freundin und Arbeitskollegin Steffie erzählt. 

Die Figuren sind absolut lebensecht, bis ins kleinste Detail charakterisiert, sodass ich sie mir mühelos vorstellen konnte. Der Schreibstil ist ungemein intensiv, ausdrucks- sowie bildstark, und die fesselnde, rätselhafte Handlung ist greifbar beklemmend gestaltet.  

Einerseits ist Marc mit der Rolle des frischgebackenen alleinerziehenden Vaters überfordert, andererseits reagiert er gereizt auf die Hilfsbereitschaft seiner zupackenden Schwägerin und die der allwissenden Hebamme. Steffie und ihr Lebensgefährte sind hingegen willkommen, Marc mag und vertraut den beiden – doch hier ist nichts wie es scheint... 

Während der 1. Hälfte des Buches findet die Handlung zum Großteil in den Köpfen der Charaktere statt: Angst, Wut und Zweifel bestimmen ihr Denken. Schließlich tauchen Hinweise zu Romillys Verbleib auf, woraufhin, teilweise insgeheim, wilde Mutmaßungen entstehen: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Romilly, deren Körper direkt nach der Geburt strapaziert und geschwächt sein musste, alleine auf den Weg gemacht hat? Wer könnte ihr warum geholfen haben? Leidet sie unter einer postpartalen Psychose oder gibt es Eheprobleme, die sie in die Flucht geschlagen haben? 

Während der 2. Hälfte wird es dann spektakulär nervenaufreibend, ereignis- sowie wendungsreich... 

“Die Vermisste” ist ein ausgeklügelter, brillant geschriebener Psychothriller über komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen. Der eindringliche Schreibstil beschreibt alle und alles mit ausgeprägtem Scharfsinn und psychologischen Gespür, sodass das zerstörerische Ausmaß der dunklen Geheimnisse, der Scham, der Täuschungen und der Lügen hautnah ankommt!