Rezension

Wow! Ich bin total begeistert!

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat - Gavin Extence

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
von Gavin Extence

Bewertet mit 5 Sternen

„Was man über einen Menschen zu wissen glaubt, 
ist nur ein Bruchteil der ganzen Geschichte.“
S. 142

Klappentext

Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass er nicht den konventionellsten Start ins Leben hatte. Er weiß auch, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und Alex weiß, dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können – er trägt Narben, die das beweisen. Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen und zurückgezogen lebenden Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Einen Freund, der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und dass man immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte. Darum ist Alex, als er fünf Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche an der Grenze in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat …

Meine Meinung

Wow, mir schwirrt noch der Kopf von den ganzen Eindrücken dieses  Buches, das ich mehr durch Zufall in die Hände bekommen habe. Eine Bloggeraktion durch den Limes Verlag, für die ich mich an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei Herrn Rothfuss für das Rezensionsexemplar bedanken möchte. Durch seine Einschätzung und seine Begeisterung hatte ich mich entschlossen, es mit diesem mir genrefremden Buch zu versuchen – und ich bin begeistert!

Es fällt mir schwer, dieses Buch und was es in mir auslöst, in Worte zu fassen. Gleich zu Beginn hatte ich allein von dem Erzählstil, der die Geschichte aus Alex´ Sicht schildert, das Gefühl, das mich hier etwas besonderes erwartet. Ich war gespannt, wie Alex in diese ungewöhnliche Situation geraten ist, die er selbst anscheinend mit nüchterner Gelassenheit hinnimmt. Diese rationale und vermeintlich prosaische Sichtweise, aus der Alex die Ereignisse widergibt, zieht sich durch die gesamte Handlung, aber gerade diese unbeeinflusste  Erzählung lässt Raum für die eigenen Gefühle und Gedanken, die mich immer wieder innehalten ließen, um die Fülle an Denkweisen zu verarbeiten.

Es beginnt alles mit einem Unfall, einem zufälligen Schicksal, das diesem besonderen  Jungen mit 10 Jahren völlig aus der Bahn reißt. Die Entwicklung, die Alex durchmacht, ist bewundernswert. Ich weiß nicht, ob er mir sympathisch wäre, wenn ich ihm irgendwo begegnen würde, ohne seine Vorgeschichte zu kennen, denn er ist für sein Alter ein völlig untypischer Charakter. Sehr direkt, ehrlich und mit einem unwiderstehlichen Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen. Es war faszinierend, ihm beim Denken „zuzuhören“. Auch wie er schließlich Mr. Peterson kennenlernt, ist eine Verstrickung von schicksalsgeschwängerten Zufällen und ihre Beziehung entwickelt sich schließlich zu etwas ganz besonderem. Der einsame alte Mann, kritisch und offen, nimmt einen großen Platz in Alex Herzen ein – und auch in meinem.

Mit einer geradezu erfrischenden Gelassenheit überzeugt der Autor hier, in dem er alles, was Alex passiert, mit allen Fragen verbindet, die über das alltägliche hinausgehen: den Sinn des Lebens in Verbindung mit Wissenschaft, Zufall/Schicksal, Chaos, Psychologie, den Glauben an sich und an sich selbst, Freundschaft und was sie bedeuten kann. Mit großen Augen habe ich die Vielfalt bewundert und jede neue Botschaft auf der Zunge zergehen lassen, die sich immer mit philosophischen Hintergedanken ergründen und es dabei an tiefsinnigem Humor nicht fehlen ließ. Gerade die vielen vermeintlichen Abschweifungen aus der Handlung ergeben den roten Faden, der mich unbeirrt durch das Buch geführt und dem Ziel am Ende einer langen Reise nähergebracht hat.

Ein wunderbares Buch mit vielen unterschiedlichen Eindrücken, weshalb ich es sicher noch einmal lesen werde.

Fazit

Es ist unglaublich, wie wichtige und existenzielle Themen aus objektiver Sicht in diesem Buch zusammen gebracht wurden, ohne dem Leser eine bestimmte Überzeugung aufzuzwängen. Die vielen Denkanstöße verfehlen ihre Konsequenzen nicht und werden mich noch längere Zeit beschäftigen. Diese Geschichte lebt von den Nachwirkungen, die sie in uns auslöst und die es wert sind, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Hohes Niveau in verständlicher Art, das lange Diskussionsstoff bieten wird.

© Aleshanee

Und sogar eines meiner Lieblingszitate wurde hier zitiert, mit dem ich gerne abschließen würde:

„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ S. 311