Rezension

Wozu Gewalt?

Sich Prügeln - Houssam Hamade

Sich Prügeln
von Houssam Hamade

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wie kommt es, dass Menschen sich prügeln? 
Houssam Hamade hat in seinem Buch „Sich Prügeln“ 18 Geschichten gesammelt, die den Umgang mit Gewalt nähern beleuchten. 
Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die hier zu Wort kommen. Bei den einen gehört Gewalt zum Leben dazu, bei den anderen ist es eine einmalige Erfahrung, eher impulsiv. Dann gibt es die, die sich nichts gefallen lassen. Wie auch die, die eigentlich gar nicht zuschlagen wollten. Die, die bereuen genauso wie die, die nichts bereuen. 

Liest man diese Geschichten, um mehr über den Mechanismus von Gewalt oder über die Ursachen von Gewalt zu erfahren, so wird man vielleicht zunächst enttäuscht. Wie soziologische Feldforschung stehen die Geschichten nebeneinander, immer wieder vermischt mit kurzen Ausführungen zu Prügeltechniken. 
So regen die Geschichten an, sich zu fragen: Wozu dient Gewalt? Wäre sie vermeidbar gewesen? Wenn ja, wie hätte man sich anders verhalten können? Oder kann man sie womöglich als berechtigt ansehen? Ist es Aggressionsabbau? Angelerntes Mittel der Auseinandersetzung? 
Damit ist „Sich prügeln“ eine Anregung, sich selbst mit der eigenen Position zu Gewaltanwendung zu beschäftigen. 
Der Autor selbst vermeidet dabei eine Positionierung, es gibt keinen erhobenen Zeigefinger.