Rezension

Wünsche und Sehnsüchte und die Realität

Kampfsterne - Alexa Hennig von Lange

Kampfsterne
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Siedlung am Rande der Stadt, in den Achtzigerjahren in Deutschland. Hier wird das bürgerliche Leben gelebt, mit Ballett- und Musikunterricht bis hin zum Intelligenztest für die Kinder. Drei Paare wohnen hier mit ihren Kindern, ihr Leben ist miteinander verflochten. Wie geht es dabei den Eltern, wie geht es den Kindern? Welche Sorgen, welche Ängste, welche Freuden hegen sie?

In dieser Siedlung, die den Traum all der Paare darstellt, mit allem jetzigem Komfort und Wünschen an die Zukunft, suchen die Erwachsenen und die Kinder nach ihrem Glück. Es sollte doch so einfach sein, dies zu realisieren! Trotzdem fühlen sich alle unfrei, suchen nach einer anderen Möglichkeit, ihr Leben zu gestalten. Und inmitten all der Wünsche spürt der Leser all die Sehnsüchte, die sich nicht erfüllen wollten, das Unglück, das sich in dieses heimlich gewollte Glück hineinstiehlt. Die Verlogenheit der Eltern der Kinder gegenüber, die Verlogenheit nach außen gegenüber den anderen. Einfach zu lesen ist das nicht, denn je mehr der Leser in die Tiefe der Geschichte einsteigt, umso tiefer wird auch das Gefühl der Enttäuschung, das sich in dieser Siedlung breitmacht. Jeder der Familienmitglieder bringt abwechselnd seine eigene Sicht der Dinge ein, sowohl die Eltern als auch die Kinder. So entsteht ein Puzzle, aus dem sich der Leser eine ganz übergeordnete Sicht der Dinge anlesen kann. Manches davon ist etwas überspitzt und erzeugt so eine ganz eigene, düstere Atmosphäre über die Heile-Welt-Anschauung der Achtzigerjahre.

Dieses Buch erzeugt zunächst mal ein Nachdenken, man fragt sich: Ja, und jetzt? Spätestens dann laufen die eigenen Gedanken los, man ahnt, dass vieles davon so hätte sein können. Hat nicht jeder eine Leiche im Keller? Diese Familien haben sie allemal, trotz aller Ideale, mit denen sie mal neu gestartet sind in dieser ach so vorbildlichen Siedlung. Und nun kann jeder selbst überlegen, in welche Richtung die eigenen Gedanken spinnen dürfen… Dafür spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus und vergebe vier von fünf Sternen.