Rezension

Wünschen wir uns nicht alle ein wenig mehr Sirup im Leben? ...

Die Frauen vom Savignyplatz - Joan Weng

Die Frauen vom Savignyplatz
von Joan Weng

Bewertet mit 5 Sternen

uf den ersten Blick könnte man Mitleid mit Vicky bekommen. Erst lässt sie trotz aller Einwände und Klagen ihrer Eltern - schwanger von Willy - die gute Partie sausen, die diese für ihr Kind ausgesucht hatten, nur um dann wenige Jahre später genau von diesem Vater ihrer inzwischen vier Kinder und einem im „Öfchen“ sitzen gelassen zu werden! Er liebt nun wohl eine Andere aber wird er es schaffen, sich von Vicky zu lösen? Wird Vicky es schaffen, sich zu behaupten und im Berlin der 20er Jahre ihren Mann zu stehen?
Mit viel Liebe, echter Berliner Schnauze und einem wachen Auge für all die kleinen Details, die dieses Jahrzehnt gerade in der Großstadt Berlin ausmachen, schickt die sympathische Autorin Joan Wenig ihre Leser und Leserinnen auf die Reise. Mit Vicky dürfen wir zwar den kleinen Zeh in die Welt der Stars und Sternchen eintauchen, vor allem aber stecken wir mit dem ganzen Fuß in die Welt des kleinen Mannes. Wir erleben den harten Alltag, die Wohnungsnot, die Arbeitslosigkeit, die sich abzeichnende Nazimentalität aber auch den Mut und den Erfindungsreichtum, deren sich „der kleine Mann“ und vor allem in diesem Fall „die kleine Frau“ bedient. Auch wenn sie manchmal von Selbstzweifeln gequält wird und leidet, wenn man die Lieben um sie in die Enge treibt, lässt sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie ist eine Kämpfernatur mit viel Charm, dem zuletzt ein ganz bestimmter Mann so gar nicht widerstehen kann. Ob „Lotterflittchen“ oder „Zuckerkekschen“ … man muss sie einfach lieben!
Mit diesem ihrem vierten Buch hat Joan Weng mal wieder bewiesen, dass sie es kann! Sie kann einfach so schreiben, dass ihre Leser verzückt Seite um Seite verschlingen. Besonders, aber nicht nur, haben ihre beiden Liebesromane es in sich. Ich würde mich freuen, bald mehr von ihren Berliner Jungs und Mädels zu lesen. Eine Fortsetzung fände ich schlicht und ergreifend „bonfortionös“!