Rezension

Würdige Fortsetzung

Der dunkle Thron - Rebecca Gablé

Der dunkle Thron
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 5 Sternen

Im vierten Teil der berühmten Waringham Saga erzählt Rebecca Gablé aus der Zeit Henry VIII. Die Handlung beginnt in der dritten Generationen nach „Das Spiel der Könige“ und mit Nicholas of Waringham steht wiederum ein interessanter, sympathischer und starrköpfiger Earl im Mittelpunkt, der sich verglichen mit seinen Urahnen natürlich weiterentwickelt und der Renaissance angepasst hat. Auf den Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Die Grundzüge der Regentschaft Henry des Achten sind vermutlich den meisten bekannt und alles weitere würde eindeutig den Rahmen sprengen.

Was ich allerdings verraten kann: Es passiert unglaublich viel und wird definitiv nicht langweilig. Hochzeiten, Intrigen, Todesurteile, Liebeleien, Sticheleien, Komplotte und vieles mehr kommen Schlag auf Schlag und in rasantem Tempo. Manches Mal war es mir fast ein bisschen zu viel auf einmal. Man konnte gar nicht richtig über gewisse Dinge nachdenken oder diese auf sich wirken lassen, weil man unbedingt weiterlesen musste und nach ein paar Seiten schon das nächste große Ereignis seinen Lauf nahm. Zwischendurch beschlich mich leider das Gefühl, einzelne Abschnitte wurde bewusst kurz, knapp und etwas lieblos gehalten, um im ganzen Buch insgesamt mehr Inhalt unterzubringen. Gerade in dieser Zeit passierte in England eine ganze Menge und zusammen mit den fiktiven Waringham Episoden kommt ein ungeheuerlicher Berg an einzelnen Handlungsabschnitten zusammen. Das alles auf weniger als 1000 Seiten zu quetschen ist sicherlich eine riesige Herausforderung. Frau Gablé hat dies wirklich gut gelöst, keine Frage. Bloß verglichen mit „Das Lächeln der Fortuna“ gingen mir die „unwichtigen“ Sachen wie Pferdezucht oder das alltägliche Leben in Waringham Castle ein bisschen zu sehr unter. (Womöglich fiel dies diversen Kürzungen zum Opfer?) Diese banalen Sachen tragen in gewissem Maße zum Charme eines solchen Schmökers bei und jener geht manchmal ein bisschen unter. Dies als kleiner Kritikpunkt am Rande. Im Ganzen betrachtet ist es natürlich nur ein klitzekleiner Wehmutstropfen in einem bemerkenswerten Buch.

Die Personen – egal ob historisch belegt oder fiktiv – sind wie man es bereits gewohnt ist, sehr authentisch dargestellt. Es gibt sowohl Figuren, die man sofort ins Herz schließt, als auch welche, die man einfach nicht leiden kann. Dennoch lässt sich nicht jedem sofort ein Stempel aufdrücken. Es kam nicht nur einmal vor, dass mich eine Person mit einer Reaktion oder Entscheidung ziemlich überrascht hat. Gerade diese Wandelbarkeit macht die Figuren noch menschlicher. Man taucht wiederum in eine fremde Welt ein (was einem schon nach den ersten Sätzen problemlos gelingt), findet dort Freund, Feind und beinahe ein richtiges Zuhause und ist enttäuscht, wenn man dies nach vielen, vielen Lesestunden schweren Herzens verlassen muss. Genau das macht einen richtig guten historischen Roman für mich aus!

Alles in allem ist „Der dunkle Thron“ vielleicht nicht der beste Teil der Waringham-Saga, aber dennoch eine absolut gelungene Fortsetzung, bei der Fans voll auf ihre Kosten kommen werden.