Rezension

Würdiger Abschluss

Die Geschichte des verlorenen Kindes - Elena Ferrante

Die Geschichte des verlorenen Kindes
von Elena Ferrante

Bewertet mit 4 Sternen

Wegen Nino kehrt Elena nach Neapel zurück, doch sie zieht in eine vornehme Gegend, nicht in den Rione. Zuerst scheint sich alle zum Guten zuwenden, auch wenn Nino sich nicht von seiner Frau trennen will. Aber dann entdeckt Elena, dass ihr Geliebter sie fortwährend betrügt und wirft ihn aus der Wohnung. Allein mit den drei Kindern kann sie sich nicht dem Schreiben widmen und so sucht sie eine einfache Wohnung im Rione. Sie zieht in das Haus, in dem auch Lila und Enzo wohnen, aber ein Stockwerk höher. Die beiden Freundinnen kommen sich wieder näher und helfen sich gegenseitig. Doch dann verschwindet Lilas vierjährige Tochter Tina plötzlich spurlos und das wirft Lila vollkommen aus der Bahn. Ein langer Prozess der Entfremdung setzt ein.
Schon das Titelbild lässt auf die Entfremdung der beiden Frauen schließen, sie stehen steif nebeneinander vor der Kulisse des Vesuvs. Aber auch innerlich haben sie sich immer weiter voneinander entfernt, da Lila ihr Aggressionen und ihre Unstetigkeit nicht in den Griff bekommt und Elena in besseren Kreisen verkehrt und nicht ohne Dünkel ist.
Im Grunde sind aber beide Frauen wie zwei Seiten einer Medaille. Man sieht, was man mit Ehrgeiz, etwas Glück und starkem Willen erreichen kann, aber auch, wie leicht man alles verspielt. Der Titel könnte auch auf die Geschichte der beiden Frauen hindeuten, sie haben die Beziehung zueinander, die sie als Kinder hatten und die sehr eng war, verloren und somit auch das Kind, das sie einmal waren.
Das Ende hat mich nicht ganz zufriedengestellt, insgesamt ist es jedoch ein würdiger Abschluss der Neapel-Geschichte von Elena Ferrante.