Rezension

Würdiger Abschluss mit kleinen Schwächen

Die Seiten der Welt - Blutbuch
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Kaum haben Furia, Finnian, Cat und Co. eine Katastrophe abgewandt, schon zeichnet sich eine neue Bedrohung für die  bibliomantische Welt ab: Die Ideen steigen aus dem goldenen Abgrund zwischen den Seiten der Welt auf und verschlingen ein Refugium nach dem anderen. Schon bald wird Furia klar, dass sie die letzte Hoffnung der bibliomantischen Welt ist. Sie ist die Einzige, die über die Macht verfügt, die Vergangenheit umzuschreiben und somit die Gegenwart zu verändern. Nur so kann sie die Vernichtung der Welt aufhalten. Doch dafür muss sie einen sehr hohen Preis zahlen. Und Furia ist sich nicht sicher, ob sie bereit ist, dieses Opfer zu erbringen.

Meinung
Nach wie vor finde ich Meyers Konzept grandios. Es gibt einfach so viele innovative Elemente, die jeden Bücher- und Fantasyfreund in den Bann ziehen und dessen Imagination beflügeln, dass ich ich gewissermaßen wie ein verzücktes Kind vor dem Buch saß. Besonders in diesem letzten Band (zumindest der letzte Band mit Furia in der Hauptrolle) hat sich gezeigt, wie gut Meyer seine Geschichte und seine Welt von Anfang an durchdacht hat. Alles fügt sich wie ein Puzzle zusammen und ergibt einen Sinn. Dadurch hatte ich mehr als nur einen Aha-Moment und lässt die Handlung in einem neuen Licht erscheinen. Deshalb bin ich mir sicher, dass ich die Reihe bei elegenheit noch einmal von vorne beginnen werde, um weitere Details bzw. Hinweise zu entdecken, die mir vorher entgangen sind.
Reihen haben den Vorteil, dass man sich beim Schreiben mehr Zeit lassen kann, Zusammenhänge zu erklären, das Setting und die Charaktere vorzustellen und mit Details auszuschmücken. Dadurch haben die Akteure und Orte eine ganz andere Präsenz. Furia und ihre Freunde sind mir mit jeder Seite immer mehr ans Herz gewachsen, sodass ich mit ihnen in den zahlreichen heiklen Situationen mitgefiebert habe. An spannungsgeladenen Momenten hat es also auch in diesem Band nicht gefehlt. Prinzipiell ist das bei einem Fantasy-Abenteuer dieser Art gut, für mich persönlich hatte das den ein oder anderen negativen Nebeneffekt. Zum einen gab es einfach so viele Höhepunkte, dass man keine rechte Steigerung bemerken könnte. Zum anderen erschien mir das Geschehen zwar dramatisch, aber auch etwas zu hektisch, die Wechsel zwischen den Handlungsorten/-strängen zu sprunghaft, als dass ich gänzlich hätte abtauchen können. Ich fühlte mich immer ein wenig aus meiner Versunkenheit herausgerissen.
In Bezug auf den Handlungsverlauf insgesamt will ich jedoch positiv anmerken, dass ich zu keinem Zeitpunkt wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit hätte voraussagen können, was als nächstes geschehen würde. Meyer hangelt sich nicht an bekannten Schemata entlang und bedient keine bzw. kaum Klischees. Stattdessen schlägt er weniger geebnete Wege ein und hat die ein oder andere Überraschung in petto. Die Turns sind keineswegs immer positiver Natur (sonst gäbe es ja auch keine zu lösenden Konflikte). Speziell ein Ereignis ca. im letzten Drittel des Buches fand ich besonders niederschmetternd, sodass ich für einen Moment richtiggehend fassungslos war. Es sind Momente wie diese, die dafür sorgen, dass ein Buch nicht spurlos an mir vorübergeht, sondern sich über längere Zeit in mein Gedächtnis einbrennt. Aus der Perspektive betrachtet, hatte der Schock also auch etwas Gutes.
Die letzten Kapitel setzen einen Schlusspunkt unter die Handlung der Trilogie. Gleichzeitig werden aber auch Türen geöffnet, die weitere Geschichten in der bibliomantischen Welt erahnen lassen (was in Form von "Die Spur der Bücher" auch Realität geworden ist). Dadurch habe ich die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit oder zumindest auf Referenzen auf Furia, Cat, Isis und alle anderen, sodass ich mich nicht endgültig von ihnen verabschieden muss.

Fazit
Eigentlich war alles da: actionreiche Kämpfe, interessante, teilweise markerschütternde Twists im Plot, tolle Dialoge, sogar etwas Romantik. Doch letztlich hat mir irgendetwas gefehlt, um mich richtig zu packen. Somit ist es ein gelungener, aber meinem Empfinden nach nicht herausragender Abschluss der Trilogie.

Rezension auf Buntes Tintenfässchen