Rezension

Würdiger Nachfolger

Legend 02 - Schwelender Sturm - Marie Lu

Legend 02 - Schwelender Sturm
von Marie Lu

Bewertet mit 5 Sternen

Gedanken vorher

Letztes Jahr hatte ich eine lange Jugendbuch-Phase. Zu der Zeit habe ich fast alles gelesen, was derzeit an Dystopien verfügbar war. Legend hatte mich zum einen wegen dem Cover angesprochen, zum anderen, weil der erste Band einfach gerade erst neu draußen war. Neue Bücher haben einen ganz eigenen Reiz. (Ich muss dazu sagen, dass ich zu der Zeit in einer öffentlichen Bibliothek arbeitete und quasi direkt an der Quelle saß). Von dem ersten Band wusste ich jetzt inhaltlich eigentlich so gut wie gar nichts mehr - das einzige was ich wusste war, dass ich den ersten richtig, richtig genial fand. Merkwürdig, dass der Inhalt da nicht präsenter ist...

Gedanken während

June hatte Day vor dem Erschießungskommando gerettet, dabei opferte sich aber sein älterer Bruder, sodass Day bis auf seinen kleinen Bruder seine gesamte Familie an die Republik verloren hat. Die beiden schließen sich den Patrioten an - oder bewerben sich im ersten Schritt dafür, fühlen sich aber nicht wohl damit. Denn um dazu zu gehören, müssen sie den neuen Elektor umbringen. June wird auf ihn angesetzt und erfährt dabei Dinge, die ihr ihre Entscheidung erschweren und Gründe liefern an den Patrioten zu zweifeln. Im Versuch Day von ihren Zweifeln zu erzählen, kommt es zum Eklat.

Anfangs war ich etwas irritiert, weil ich nach einem Jahr (ohne Auffrischung durch den ersten Band) Schwierigkeiten hatte in die Geschichte zu finden. Nach und nach legte sich das aber, und die Spannung gewann wieder die Oberhand. Die Geschichte ist wunderbar stringent aufgebaut und super erzählt. Es macht Spaß die logischen Schlussfolgerungen nachzuvollziehen und es macht Spaß sich von immer neuen Wendungen mitnehmen zu lassen. Das Vertrauen von Day June gegenüber und die Bedingungslose Zuneigung der beiden, wärmt das Leserherz. Wichtig ist auch die Darstellung der Gefühle, da beide im ersten Band Familienmitglieder verloren haben, und das auf ziemlich brutale Art und Weise. Dystopien sind per se schon mal nicht harmonisch und pazifistisch, aber wie damit hier umgegangen wird ist äußerst zielorientiert.

Einziges Manko ist das Alter von Day und June. Wenn man es so liest, sind die Verhaltensweisen und Entscheidungen eher nicht auf 14-/15-jährige abgestimmt. Heutzutage würde man so etwas eher bei 16-/17-jährigen erwarten. jetzt ist das kein riesiger Unterschied in Zahlen, aber in Lebensjahren macht das wirklich was aus. Gerade wenn es um Waffen und Verteidigung und Pläne schmieden geht - aber dafür ist es eine Dystopie, das muss nicht realistisch sein.

Gedanken nachher

Ähnlich wie beim ersten Band, weiß ich auch jetzt nicht genau, was inhaltlich vorgefallen ist. Schon so ganz grob, aber nichts, wo ich den Finger drauf legen könnte. Trotzdem ist der Eindruck großartig und was Dystopien angeht nicht zu toppen. Ein bisschen schade finde ich, dass das zwischenmenschliche bei Day und June etwas ins Hintertreffen geraten wird. Ich hoffe, dass es hier nicht so abläuft, wie in anderen Trilogien, bei denen der erste Band nur so sprühte vor Witz und Charme und Chemie, die Folgebände aber stark nachlassen. Interessant ist jetzt der dritte Band. Der Fokus sollte auf der eigentlichen Geschichte liegen, einfach weil die mindestens genauso spannend ist - trotzdem wüsste ich gerne, ob die persönliche Note auch weiter geführt wird.