Rezension

Würfelzucker für die Seele

Liebe geht immer - Myriam Klatt

Liebe geht immer
von Myriam Klatt

Figuren: 
Charlotte krempelt ihr ganzes Leben und auch sich selbst um, nachdem es mit allem plötzlich steil bergab geht. Sie ist eine Figur, die zwischen emanzipierter Entschlossenheit und dem öden Dasein im Mitgerissenwerden schwankt und auch andere kleine Makel, neben diesem, machen sie erst zu einer süßen und trotzdem ernstzunehmenden sympathischen Frau, mit der ich mich stellenweise sogar identifizieren konnte.
Ihre beste Freundin Matilda ist sozusagen das ideale Gegenstück zu Charlotte. Die optimistische Esoterik-Fanatikerin ist immer wieder darum bemüht, Charlotte auf die Beine zu helfen und das Glück um sich irgendwie zu maximieren. Umso spannender wird es, als dieser Art einen kleinen Knick bekommt.
Schreibstil: 
Myriam Klatts Schreibstil ist wahrer Würfelzucker für die Seele. Sämtliche Figuren und Szenen bekommen mit nur wenigen Worten eine schillernde Optik, wodurch ich mich mit beim Lesen die gesamte Zeit gefessselt in einer Rosa Blase befunden habe. Und dieser gewisse Hauch von Kitsch, der ihren Worten immer beischwingt sorgt für einen ganz sanften Charme.
Inhalt: 
Charlotte versucht nach mehreren Niederschlägen in Liebe und Karriere ihr Leben wieder zu flicken. Irgendwie schafft sie es mit Ach und Krach sich durch die neue Konstruktion ihres Alltags zu boxen und gerät dadurch nach und nach an ein Leben, nach dem sie eigentlich nie wirklich gefragt hat. Dass sie dabei immer wieder mit Anlauf in Fettnäpfchen springt, verleiht ihr eine gewisse Verpeiltheit, die aber zu ihrem Charisma beiträgt.
Ich bin selbst vielleicht nicht unbedingt eine Expertin in Sachen Liebe, aber davon zu lesen, wie sehr sich Lars von Anfang an abmüht, um Charlottes Aufmerksamkeit zu bekommen und wie blind sie trotzdem den eigenen Gefühlen gegenüber ist, weil sie aus kleineren nichtigen Problemen große Dramen macht, hat mich teilweise völlig fertig gemacht. Andererseits konnte ich ihr ihre Art nie übelnehmen, da ich  bis dahin schon über einige Seiten ein Stück ihres Weges mit ihr gegangen bin und daher verstand, woher ihre Angst vor dem Scheitern kommt. Dass da die Liebe nicht gerade an erster Stelle steht, ist da nur nachvollziehbar. Dass sie ihr aber dann trotzdem unverschämt die Tür einrennt, daran kann Charlotte letztendlich auch nichts mehr ändern. Dabei steht im Buch die sich entwickelnde Liebe zwischen ihr und Lars gar nicht so sehr im Vordergrund, sondern auch viele ihrer anderen Formen: Selbstliebe, die Leidenschaft für das, was man tut, Freundschaft und einfach mal Herz zu zeigen. Gerade das erkennt Charlotte allerdings erst lange nachdem es für mich als Leserin offensichtlich war, während sie sich noch in etwas verrannte, das nicht sie war.
Ich halte zwar selbst nicht gerade viel von Selbsthilfebüchern, muss aber gestehen, dass ich Dr. Hagenbecks Tipps am Anfang jedes Kapitels echt gut und einleuchtend finde. Wobei ich dazu auch sagen muss, dass es mir immer wieder so erschien, dass Charlottes Freunde und Bekannte mehr Ahnung haben als manch angepriesener Life-Coach.
 

Fazit: Ein Zuckerbuch, das mich mit seiner einnehmenden Hauptfigur und einem herzschmelzendem Ende aus einem Tief holen konnte und das sicher auch bei vielen anderen schafft.