Rezension

Wütend und enttäuscht!

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung - Veronica Roth

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung
von Veronica Roth

Inhalt/Klappentext:

Die Lüge hinter dem Zaun holt Tris und Four ein

Die Fraktionen haben sich aufgelöst und Tris und Four erfahren, dass ihr ganzes Leben eine Lüge ist: Es gibt eine Welt außerhalb ihrer Stadt, außerhalb des Zauns. Für Tris und Four steht fest, dass sie diese neue Welt erkunden wollen. Gemeinsam. Doch sie müssen erkennen, dass die Lüge hinter dem Zaun größer ist, als alles, was sie sich vorstellen konnten, und die Wahrheit stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Als Tris dann auch noch die letzte Entscheidung treffen muss, kommt alles ganz anders als gedacht ... Der atemberaubende Abschluss der Trilogie.

 

Meine Meinung:

Ich bin bei Trilogien selten vom dritten Band begeistert, gerade was Dystopien betrifft (so ging es mir z.B. auch bei "Die Tribute von Panem"), aber "Letzte Entscheidung" toppt echt alles. Ich bin nicht nur enttäuscht darüber, wie sehr Veronica Roth im Laufe der Reihe nachgelassen hat, ich bin richtig wütend, weil Band 1 bewiesen hat, dass sie eigentlich toll schreiben kann, und man beim dritten Teil das Gefühl bekommt, sie hätte keine Lust mehr gehabt und sich kaum noch Mühe gegeben hat, sondern die Reihe einfach nur irgendwie zu Ende bringen wollen! Und man Unmut rührt NICHT daher, dass das Buch so endet wie es endet - was viele Befürworter des dritten Bandes oft anmerken. Bei einer Dystopie rechne ich damit, dass es kein Happy End gibt, alles andere wäre unpassend und unrealistisch. Natürlich ist das Ereignis am Ende traurig und ich hab beim Lesen auch geweint, aber trotzdem hat es gepasst und eigentlich war auch damit zu rechnen. Ich bin ganz im Gegenteil viel eher der Meinung, dass dieses Ereignis das einzige ist, was in die Handlung und zu den Charakteren und allem gepasst hat, mich hat einfach ALLES ANDERE gestört!

Fangen wir an mit dem Schreibstil: Ich bin sowieso kein Fan davon, in den einzelnen Kapiteln die Perspektive zu wechseln (meiner Meinung nach ist das noch nie jemandem geglückt, außer Jodi Picoult in "Beim Leben meiner Schwester") - entweder sollte es einen Ich-Erzähler geben und wenn dies aufgrund des Verlaufs der Handlung nicht möglich ist, verwendet man eben einen auktorialen Erzählstil. Aber das ist Ansichtssache. Wenn man sich für einen solchen Erzählstil entscheidet, muss man sich aber der Schwierigkeit dessen bewusst und in der Lage sein, die beiden Erzähler (in diesem Fall Tris und Four) deutlich voneinander zu unterscheiden, was Veronica Roth leider in keinster Weise gelungen ist. Die Charakterzüge, Erlebnisse und Denk- und Verhaltensweisen der beiden ähneln sich im dritten Teil dermaßen, dass ich zwischendurch überhaupt nicht mehr wusste, aus wessen Perspektive ich das Buch nun gerade lese und so musste ich mehrfach zum Anfang des Kapitels zurückblättern, um nachzusehen.

Diese Veränderung der Charakterzüge der Hauptfiguren macht sich auch inhaltlich deutlich negativ bemerkbar. Während der coole, mutige und taffe Four, der Tris beschützen will und bereit ist für alles zu kämpfen, was ihm wichtig ist, zu einem Weichei mutiert (natürlich ist es schön, den weichen Kern hinter der harten Schale kennenzulernen, aber Fours Wandel ist schon sehr extrem und von der harten Schale bleibt eigentlich nichts übrig), entwickelt Tris sich zu einer knallharten, egoistischen Kämpferin, die mit dem armen Tobias umspringt wie sie will. Ich erkenne beide im dritten Band nicht mehr wieder, und ich finde sie weder sympathisch, noch verstehe ich, was der eine überhaupt noch an dem anderen findet. Alle anderen Charaktere verschwinden sowieso entweder von der Bildfläche oder geraten so in den Hintergrund, dass man kaum noch etwas von ihnen mitbekommt - sehr schade, denn die Handlung lebte und profitierte in den ersten beiden Bänden auch sehr von allen Nebendarstellern - ein Aspekt, der nun im dritten Band völlig verloren geht.

Und dann die Aufklärung über die Stadt, das Fraktionensystem und den Sinn hinter dem Ganzen - schlecht, sinnlos, und völlig überdreht! Die Erklärungen sind einfach nicht stichhaltig, zum Teil sogar völlig unlogisch und manches wird auch einfach gar nicht erklärt und bleibt am Ende offen.

Und dann das Ende nach dem Ende - wieso ist auf einmal alles Friede Freude, Eierkuchen!? Alles wendet sich zum Guten...sieht so das Ende einer Dystopie aus!? Abgesehen von dem einen traurigen Ereignis am Ende, verläuft ja alles nach Plan und das Buch geht eigentlich gut aus. Unrealistisch! Unrealistisch, unrealistisch, unrealistisch!

Und auch das tragische Ereignis am Ende selbst, wo ist das der Spannungsaufbau, wo spitzt sich die Situation zu, warum passiert es so plötzlich und wie aus dem nichts? So unspektakulär? Die Szene ist so bedeutend und meiner Meinung nach notwendig, aber da hätte man viiiiieeeel mehr herausholen können!

 

Fazit:

Alles in allem fängt die Trilogie mit dem ersten Band super an, dann flacht die Handlung schon im zweiten deutlich ab und im dritten haben wir dann ein sehr schwaches - wie ich finde "dahin geschmiertes" - Ende. Der Erste Teil ist absolut lesenswert und kann auch ohne Band 2 und 3 danach gelesen werden, von den anderen beiden sollte man unbedingt die Finger lassen, wenn man keine Enttäuschung erleben möchte.

 

Wirklich schade, in der Story steckte so viel Potenzial, das Roth einfach nicht zu nutzen und auszuschöpfen wusste.