Rezension

Wunderbar

Findelmädchen -

Findelmädchen
von Lilly Bernstein

Bewertet mit 5 Sternen

Da ich bereits "Trümmermädchen" gelesen habe, war ich auf den Nachfolger gespannt. 
Auch hier sticht das Cover sofort wieder ins Auge. Dieses Mal zieren zwei Mädchen das Cover. Dies und der Titel ziehen als erstes den Blick auf sich. Wie schon beim Vorgänger erhascht man beim genaueren Hinsehen wieder wie durch eine Nebelwand einen Blick auf den Dom.
Schon die Leseprobe hat mich tief bewegt und ich war sehr neugierig auf das ganze Werk. Und was soll ich sagen, ich bin auch hier nicht enttäuscht worden. Auch dieser Band hält, was die Leseprobe versprochen hat und noch mehr. 
Der flüssige, bildhafte und "einnehmende" Schreibstil hat mich sofort an die Seite von Helga und Jürgen gezogen. Aber auch einige andere Protagonisten haben mich berührt. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und man kann sie direkt vor sich sehen. Man freut sich mit ihnen, ist aber auch traurig, spürt die Zerrissenheit, leidet mit, hofft mit. Man kann ihre Nöte und Ängste, aber auch Träume und Hoffnungen direkt spüren. Die Autorin versteht es alle Gefühle anzusprechen.
Man fühlt sich lesend in die Vergangenheit versetzt. Eine Zeit des Wiederaufbaus, der Hoffnung, aber auch der Ohnmacht und immer wieder aufkeimende Vorurteile. 
Die Autorin hat erneut einen emotionalen Roman, dieses Mal über die Nachkriegszeit, geschaffen. Hier wird auch die Rolle der Frau in den 50jahren sehr als deutlich. 
Hier wurde neben der Nachkriegszeit sowohl das Leben als "Besatzerkind", die frauenfeindliche Lage als auch der Beginn des Wirtschaftswunder eindrücklich beschrieben. 
Man merkt, dass die Autorin Informationen von Zeitzeugen zur Verfügung hatte. 
So hat man ein Gefühl der Authentizität. Auch hier könnte ich noch einiges schreiben, aber man muss das Buch einfach erleben. Ich habe erneut ein berührendes, bewegendes und auch nachdenklich machendes Buch der Autorin lesen dürfen. Leider kann ich wieder nur 5 Sterne vergeben.