Rezension

Wunderbar atmosphärisch

Todesblues in Chicago - Ray Celestin

Todesblues in Chicago
von Ray Celestin

Bewertet mit 5 Sternen

1928: Michael Talbot und Ida Davis arbeiten nun für die Pinkerton Detektei in Chicago. Sie erhalten den Auftrag Gwendolyn Van Haren zu finden, eine junge Frau, die kurz vor ihrer Hochzeit spurlos verschwunden ist. Etwa zur selben Zeit kommt Dante Sanfelippe im Auftrag Al Capones nach Chicago, er soll einen Giftanschlag aufklären. Der Polizeifotograf Jacob Russo wird derweil zu einem Mord gerufen, der ihn nicht loslässt. Drei Fälle, die zunächst offensichtlich nichts miteinander zu tun haben, deren Ermittler sich aber nach und nach über den Weg laufen und sogar zum Teil enger miteinander verbunden sind, als erwartet.

Der Autor hat sich ein interessantes Konzept vorgenommen: Vier Bände, die in vier Jahrzehnten und vier Städten spielen und durch Musik und einige Charaktere miteinander verbunden sind. Leider habe ich den ersten Band des geplanten Vierteilers bisher verpasst, aber da alle Teile auch unabhängig zu lesen sind, ist das nicht so schlimm, und ich werde ihn auf jeden Fall noch lesen.

Ray Celestine hat einen sehr atmosphärischen Erzählstil, der den Leser direkt in die Chicagoer 1920er Jahre versetzt. Dazu tragen schöne bildhafte Sätze, wenn z. B. „ein schwarzer Flaum von Trauernden wie Schimmel entlang der Dächer wuchs“ (Pos. 201), und das Auftreten einer Reihe historischer Personen bei. Mir hat besonders gefallen, dass Louis Armstrong eine größere Rolle innehat und mit ihm auch die Musik einen Part einnimmt. Der Autor erzählt aus verschiedenen Perspektiven, eine davon ist die Louis Armstrongs, der auch den Roman im Prolog eröffnen darf.

Jede Perspektive hat ihren eigenen Reiz und erzählt – zunächst – eine eigene Geschichte, erst im Laufe des Romans gibt es Verbindungen, wobei mich eine davon besonders überrascht hat. Die Charaktere sind Ray Celestine alle gut gelungen, seien es die Protagonisten, seien es die Nebencharaktere. Viel Geschichte spielt mit hinein (näher geht der Autor dazu in seinem Nachwort und im Glossar ein), so dass man nicht nur einen spannenden Roman erhält sondern auch eine interessante historische Lehrstunde.

Am Ende des Romans sind alle Fragen geklärt und alle losen Enden verknüpft, und man kann gespannt sein, welche Charaktere man im nächsten Band wiedertreffen wird.

Mich hat der Roman sehr begeistert, die Atmosphäre, die Charaktere und ihre Verknüpfung mit der Historie, die spannende Geschichte. Ich vergebe daher gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung. Wer gerne Romane liest, in denen sich reale und fiktive Personen tummeln, wer die 1920er Jahre interessant findet und die Musik jener Zeit mag, sollte zugreifen.