Rezension

Wunderbar detailreicher Schreibstil und anders als erwartet

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Bewertet mit 4 Sternen

Erwartet habe ich auf Grund des Klappentextes eine ganz andere Art der Geschichte.
„Butter“ ist ein Buch, auf das ich mich wirklich erst einmal einlassen musste. Aber dann harmonierte es zwischen uns bis auf vereinzelte Szenen und Themen sehr gut. 

Angelockt von der Beziehung einer Journalistin zu einer vermeintlichen Serienmörderin, versprach ich mir eine sehr spannungsgeladene Atmosphäre und das Aufklären eines interessanten Falles. Getoppt wurde diese Erwartung dann noch mit der Aussicht auf einen kulinarischen Bezug. Ich liebe Kochen und gutes Essen, vor allem in Gesellschaft. 
Anfangs noch war ich überzeugt, dass meine Erwartungen erfüllt werden würden, erst nach den ersten hundert Seiten dämmerte mir so langsam, dass ich das Buch falsch eingeschätzt hatte. 
Die Zubereitung von Speisen und Essen, allen voran das titelgebende Nahrungsmittel, nahmen einen deutlich größeren Raum ein als anfangs erwartet. Dies ist ein Punkt, der mir aber unheimlich gut gefiel. Ich mochte die detaillierten Beschreibungen der Gefühle und Emotionen der Protagonistin Rika beim Einkaufen für, Kochen und Essen der Speisen. Nahrungsmitteln und ihrem Zusammenspiel wurden herrlich beschrieben und einer fast ergebenen Aufmerksamkeit zu teil. 
Auf der anderen Seite jedoch hatte ich mich sehr im Fall der vermeintlichen Serienmörderin getäuscht. Ich hatte erwartet, dass der Fokus komplett auf dem Fall Manakos ruhen würde, doch es geht viel mehr um zwischenmenschliche Komponenten und das Leben von Rika. 
Im Nachhinein empfinde ich meine eigenen Erwartungen als abgestumpft und abgesättigt und freue mich sehr, dass „Butter“ einen wirklich frischen Wind bringt und mich sehr überraschen konnte. 

Doch nicht alles hat mir so gut gefallen. Viele der im Buch angesprochenen Themen spiegelten ein ganz anderes Bild wider als ich es mir von einem Buch wünschen würde. Die wahnhafte Fixierung auf Kalorien, das Gewicht und die Figur von Frauen – niemals von Männern! – war einfach nicht angenehm zu lesen. Ja, es geht im Buch viel darum, das klischeebehaftete Denken aufzubrechen. Dabei aber noch immer zu zögernd und auch viel zu wertend. In einem Ausmaß, das einfach zu gering ist für ein selbstreflektiertes und selbstbestimmtes Denken im Jahr 2022. Natürlich kann an dieser Stelle argumentiert werden, dass Kulturen verschiedene Meinungen und Auffassungen vertreten. Doch für mich persönlich ist das ständige Thematisieren einer Zunahme oder das Werten der Figur einer anderen, weiblichen Person fast unerträglich gewesen. 
Es ist eine Gesellschaftskritik, die mir persönlich ein wenig zu lasch ausfällt. Was ich jedoch auf meine eigene sehr starke Meinung zum Körperbild und Selbstbestimmung einer Frau, sowie Feminismus als solchem zuschreibe, und definitiv nicht einer eventuellen Vorsicht der Autorin. 

Der Schreibstil aber ist einfach einmalig. Das Erzähltempo ist eher ruhig, ohne jedoch zu sehr zu langweilen. 
In der Handlung und Gedankenwelt von Rika gab es manchmal ein paar Sprünge, die ich nicht ganz verstanden habe, beziehungsweise sind mir oft erst ein paar Sätze später die wahren Bedeutungen vereinzelter Plottwists aufgegangen. Es steckt sehr viel Detail und Nuancen im Schreibstil, die die volle Aufmerksamkeit des Lesers erfordern. 
Begeistert bin ich wie oben schon angedeutet von der Hingabe mit der Rezepte und Lebensmittel beschrieben wurden. Ich hatte hier eine wahre Freude beim Lesen!

„Butter“ war ganz anders als ich erwartet hatte und dabei so viel besser als ich es mir hätte vorstellen können.