Rezension

Wunderbar poetisch ...

Im Winter dein Herz - Benjamin Lebert

Im Winter dein Herz
von Benjamin Lebert

Bewertet mit 4 Sternen

Was erwartet einem, wenn man so ein Buch liest, von einem Autor, den man anscheinend gut findet oder nicht. Zumindest unterscheiden sich hier die Stimmen ganz gewaltig.
Der Autor lässt uns Robert kennenlernen, er lebt in Hamburg und ist auf den Weg in eine Klinik, weil er an einer Essstörung leidet. Warum dies so ist, weiß er selber nicht. Dort erfährt Robert, dass sein Vater in München im Krankenhaus in Sterben liegt und er beschließt ihn zu besuchen, um ihn was Wichtiges mitzuteilen, aber wie soll das gehen, wenn alle im Winterschlaf sind. Die Lösung findet er in Annina, die als Tankstellenangestellte arbeitet und das Auto fährt und Kudowski einen Schrank von Mann und ein Mitpatient von Robert. Es ist gar nicht so einfach in einer Landschaft zu fahren, wo nichts ist. Keine Menschen, keine Autos, kein Lärm oder Geräusche und was wenn man tanken muss. Aber Gott sein Dank es gibt ja Winterapps fürs Telefon. Durch die gemeinsame Reise wachsen sie zusammen, erzählen sich Dinge über ihr Leben und es finden lustige Dialoge statt. Welches Päckchen hat wohl jeder zu tragen und werden sie es schaffen.
Mir hat der Schreibstil ausgesprochen gut gefallen. Denn die Sätze fangen hier leise an und explodieren dann am Ende. Man ist schon auf den nächsten Satz gespannt und wartet sehnsüchtig auf die nächste berührende Stelle. Herr Lebert schreibt wunderschön poetisch. Mir sind die drei Figuren direkt ans Herz gewachsen und wir dürfen in ihren Erinnerungen verweilen und zu sehen, wie sie zueinander Mut fassen, um ihren Weg zu finden. Schön fand ich auch die Absätze übers Wohlbefinden. Hier wird einen wieder klar vor Augen geführt, was wichtig ist im Leben und wie schnell wir es doch vergessen. Die Idee mit dem Winterschlaf bei Menschen fand ich klasse und ich würde auch direkt mitmachen, aber jedes Jahr? Für mich war das nicht das letzte Buch von diesem Autor.