Rezension

Wunderbare Dystopie

Ein Jahr voller Wunder - Karen Thompson Walker

Ein Jahr voller Wunder
von Karen Thompson Walker

Das Unvorstellbare tritt ein: die Erde verlangsamt überraschend und unkalkulierbar ihre Rotationsgeschwindigkeit! Die Folgen für Natur, Tierreich, Ozonloch und die Menschen sind nicht auszumalen- Fische und Vögel sterben, die Flora wandelt sich nachhaltig; ein derartiges Szenario wurde nie durch Forschung und Wissenschaft durchdacht, geschweigedenn in Erwägung gezogen. Diese unglaublichen Nachrichten brechen über die kleine Familie um Mutter Helen, Vater Joel und Tochter Julia ein. Das Buch beleuchtet diese Familie beispielshaft, zeigt das menschliche Verhalten in Ausnahmesituationen auf. Welche Fragen und Ängste beschäftigen einen jeden, und wie verändert sich das Leben, die Menschheit unter den neuen Einflüssen? Das Warten auf den nächsten Tagesanbruch verändert und beeinflusst sowohl Helen, als auch Joel und Tochter Julia nachhaltig, denn ihr Leben wird niemals wieder wie zuvor. Mit fortschreitender Verlangsamung werden die Tage und Nächte immer länger. Als Konsequenz beginnen einige Mitmenschen nach Echtzeit zu leben, Julias Vater flüchtet sich in eine Affaire, ihre Mutter hortet Lebensmittel für eine sich scheinbar anbahnende Katastrophe, Julia verliebt sich das Erste mal...
Ein Jahr voller Wunder wird von Julia in Ich-Form aus der Retrospektive erzählt. Das Buch verzichtet gänzlich auf reißerische Szenen, Blut und Gewalt; vielmehr sind es die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens die im Mittelpunkt K. Walkers ausserordentlich tiefgehenden Beobachtung steht.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist selten schöner umschrieben worden. Für mich eine echte Leseempfehlung und mithin 5 Sterne wert!