Rezension

Wunderbare, wieder für Alt und Jung geeignete Fortsetzung

Drachenreiter - Die Feder eines Greifs
von Cornelia Funke

Bewertet mit 5 Sternen

Ben lebt nun mit dem Homunkulus Fliegenbein bei den Wiesengrunds in Norwegen. Dort hat die Familie MÍMAMEIĐR, eine Zufluchtstätte für Fabelwesen, aufgebaut. Nachdem die Wiesengrunds tatsächlich das letzte Pegasus-Paar gefunden hatten, konnten sie mit Freude feststellen, dass dieses Nachwuchs erwartet. Leider geht dabei nicht alles glatt und die ungeborenen Pegasus-Fohlen werden sterben, wenn sich nicht eine Rettungsmöglichkeit ergibt. Helfen könnte die Sonnenfeder eines Greifs, doch diese Wesen sind nur auf ihren Vorteil bedacht und hassen zudem die Menschen und Pegasi sogar noch mehr. Trotzdem macht sich Barnabas Wiesengrund mit einigen Mitstreitern auf, einen Greif zu finden und zu überreden, ihm eine der benötigten Federn zu überlassen. Eine gefahrvolle Reise beginnt …

Rund 20 Jahre ist es her, seit der Vorgängerroman erschienen ist, im Roman sind es allerdings erst 2 Jahre, die seit dem dort beschriebenen Abenteuer vergangen sind. So findet man sich, falls man „Drachenreiter“ kürzlich gelesen hat, schnell wieder ein und freut sich, Charaktere wieder zu sehen. Gilbert Grauschwanz z. B., der mit seiner Karte im ersten Band für Ben und Lung eine große Hilfe war, lebt nun auch in MÍMAMEIĐR und stellt weiterhin hilfreiche Karten her. Lung allerdings ist zum Saum der Welt übergesiedelt, er und Ben sehen sich aber hin und wieder, immerhin ist Ben Lungs Drachenreiter.

Es gibt aber auch eine ganze Reihe neuer Charaktere, liebenswerte, schwierige, hilfreiche, aber auch bösartige und gefährliche. Besonders gut hat mir der Troll Hothbrodd gefallen, der eine besondere Beziehung zu Bäumen hat und Barnabas Wiesengrund zu den Greifen begleitet, sowie der Drache Tattoo, der besonders optisch gefällt. Eine ganze Reihe Namen kommt hier auf den Leser zu, wer Probleme damit hat, sie zuzuordnen, findet im Anhang ein Personenregister. Besonders gelungen finde ich die Namen einiger Fabelwesen-Spezialisten, die der Leser so ähnlich schon einmal gehört hat.

Der Abschlusssatz könnte auf weitere Fortsetzungen hindeuten, ich würde mich freuen, zumal es ein paar Dinge gibt, die nicht weiter ausgeführt werden, obwohl sich der Leser das gewünscht hätte, so gibt es zum Beispiel in Lungs Leben eine Veränderung, die man gerne weiter miterleben würde. Potential für weitere Geschichten ist sowieso vorhanden, Fabelwesen gibt es reichlich. Ich hoffe nur, die Autorin lässt sich nicht wieder so viel Zeit für eine Fortsetzung

Cornelia Funke hat wieder die gelungenen Illustrationen beigesteuert und erzählt sehr bildreich eine überaus spannende Geschichte, die den Leser schnell packt. Auch in diesem Band sind Freundschaft und Zusammenhalt, Mut und Übersichhinauswachsen wieder notwendige Tugenden, außerdem bringt die Geschichte den Leser auch zum Nachdenken, über den Umgang mit der Natur und anderen Lebewesen sowie über das Durchsetzen eigener Bedürfnisse. Wie schon der Vorgänger ist der Roman für Alt und Jung gleichermaßen geeignet, wer kann, sollte sie seinen Kindern oder Enkeln vorlesen.

Ich persönlich kann mit kapiteleinleitenden Zitaten meist wenig anfangen, aber sicher werden die hier vorhandenen viele Anhänger finden, zum jeweiligen Kapitel passend sind sie alle und im Anhang findet sich der Quellennachweis. Sehr treffend fand ich das Zitat von Erik Kästner, das das dritte Kapitel einleitet. Neben den bereits genannten Boni findet sich im Anhang außerdem noch ein Verzeichnis der Orte, die für die Handlung wichtig sind.

Auch nach so vielen Jahren ist der Autorin eine wunderbare Fortsetzung gelungen, die an Altes anknüpft, aber eine ganz neue, eigene Geschichte erzählt. Ich bin begeistert und kann die Geschichte nur jedem ans Herz legen. Volle Punktzahl!