Rezension

Wunderbarer Abschluss einer tollen Trilogie

Zeitenwende - Carmen Korn

Zeitenwende
von Carmen Korn

Bewertet mit 5 Sternen

Mit großer Spannung habe ich den dritten Teil von Carmen Korns Geschichte um die vier Freundinnen Henny, Käthe, Lina und Ida erwartet. Aber das Warten hat sich definitiv gelohnt und ich bin mit einem wunderbaren Buch mehr als belohnt worden!

Carmen Korn packt die Lebensgeschichte "ihrer" Familie im letzten Band ihrer Trilogie in nicht wenig turbulente Jahre Deutschlands. Der deutsche Herbst ist ein Thema, ebenso wie der Mauerfall und die DDR. Und wieder sind es die vielen kleinen Details, die ihre Geschichte für mich so greifbar machen. Die mich zum schmunzeln bringen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern, Tränen fließen lassen. Da ist zum Beispiel Käthe, eine absolute Nicht-Köchin, die sich immerhin zutraut das Kartoffelpüree von Pfanni zuzubereiten. Was musste ich über diesen kleinen, an sich doch recht nebensächlichen Satz, doch lachen. Oder Käthe und Henny beim gemeinsamen Shopping, als sie feststellen, wie sehr sich die Mode in all den Jahren verändert hat. Wunderbare Momente, die die Autorin ihren Figuren da in den Mund gelegt hat.

Mir hat sehr gefallen, dass die Autorin jede der Damen anders hat altern lassen. Das nicht jede der Freundinnen eine super rüstige alte Dame wird, die es auch mit knapp 100 Jahren noch mit der Welt aufnehmen kann und will. Das Schicksal jeder der einzelnen Frauen ist so individuell wie ihr gelebtes Leben und Carmen Korn hat diese Momente aus meiner Sicht mit besonders viel Fingerspitzengefühl herausgearbeitet.

Der Titel des Buches passt sehr gut, denn durch die ganzen Seiten zieht merklich "ein anderer Wind". Es sind andere Zeiten angebrochen, die für jede Familie anders verläuft. Der Umgang mit dem Thema RAF hat mir gut gefallen, denn er schildert auch eine verzweifelte Sicht der Eltern, die versuchen wollen zu verstehen, warum ihr Kind diesen Weg gewählt hat.

Das Thema Aids wird in den 80er Jahren sehr präsent und auch hier hat die Autorin dieses sensible Thema mit einem tollen Kniff in ihre Geschichte eingebaut. Die Zeiten werden liberaler, so das am Ende selbst Klaus und Alex ihr persönliches Happy End feiern können. Diesem sympathischen Paar hätte ich die "Ehe für alle" so sehr gegönnt. Auch wenn sie rein fiktiv bleiben - ich hätte wohl auf dem heimischen Sofa eine Runde Konfetti vor Freude geworfen bei ihrer Hochzeit!

Aber nicht alles ist eitel Sonnenschein und wie im realen Leben heißt es auch in der Trilogie Abschied nehmen von geliebten Figuren. Ich habe jeden einzelnen Tod mit einem lauten "Nein, nein, nein!" und Tränen begleitet. Mich hat jedes Schicksal tief bewegt und nach der letzten Seite habe ich das Buch sehr befriedigt zugeklappt. Es war wieder einmal eine wunderbare Reise durch Hamburg und ich kann mich dem Nachwort der Autorin anschließen: ich habe mich auch schon dabei ertappt, Personen zu sehen und zu denken: "Das ist eine richtige Käthe!"