Rezension

Wunderbarer Coco-Chanel-Roman

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe - Michelle Marly

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
von Michelle Marly

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich bereue nichts im Leben – außer dem, was ich nicht getan habe." (Coco Chanel)

 

Kurz vor Weihnachten 1919 verunglückt Boy Capel, Coco Chanels große Liebe, tödlich. Für die Modeschöpferin ein schwerer Schlag, von dem sie sich nur langsam erholt. Doch dann hat sie wieder ein Ziel vor Augen: Sie will als Erinnerung an diese Liebe einen besonderen Duft kreieren.

Michelle Marly hat einen Roman geschrieben, der nicht nur die Entstehung des berühmten Chanel No. 5 erzählt, sondern dem Leser auch Coco Chanel näher bringt. Erzählt wird zwar nur ein relativ kurzer, aber wichtiger, Abschnitt aus Cocos Leben, gute 2 Jahre sind es, wobei es einem manchmal viel länger vorkommt, passiert doch recht viel in dieser Zeit.

Vor allem Cocos Privatleben steht im Mittelpunkt des Romans, ihr berufliches Leben blitzt aber auch immer wieder einmal auf. Coco, aus ärmlichen Verhältnissen, wie man im Prolog erfährt, hat es geschafft, sich einen Namen als Modeschöpferin zu erwerben, auch wenn das, zumindest zu der erzählten Zeit, noch nicht bedeutet, dass ihre Kunden sie als gleichwertig ansehen. In Künstlerkreisen allerdings nimmt man sie gerne auf, und diese Szenen, die die Unkonventionalität, die zur damaligen Zeit zumindest in gewissen Kreisen herrschte, ahnen lassen, gefallen mir sehr gut. Es mangelt dem Roman nicht an Zeitkolorit, man trifft auf einige, auch heute noch berühmte, Menschen wie Igor Strawinsky oder Pablo Picasso. Das trägt sehr zur Atmosphäre und Authentizität des Romans bei.

Historischer Hintergrund sind auch die Verhältnisse in Russland, kurz vorher wurde die Zarenfamilie von den Bolschewiken ermordet, in Paris (und nicht nur da) trifft Coco auf russische Flüchtlinge. Mit Großfürst Dimitri Romanow, Cousin des letzten Zaren, hat Coco eine enge Beziehung und auch die Ballets Russes nehmen einen hohen Stellenwert bei ihr ein.

Michelle Marly hat ihre Geschichte gut in den historischen Hintergrund integriert, alles passt zusammen, die historischen Persönlichkeiten erscheinen mir gut gelungen. Coco selbst ist, wie die Autorin im Nachwort ausführt, schwer zu fassen, da sie selbst Geschichten über sich in Umlauf setzte, die nicht alle der Wahrheit entsprachen. Die Autorin erklärt aber nachvollziehbar, warum ihre Coco so ist wie sie ist. Mir hat es großen Spaß gemacht, in diesem Roman auf eine ganze Reihe bekannter und weniger bekannter Personen zu treffen. Wer wissen will, wie es mit den handelnden Personen weiterging, muss gar nicht selbst recherchieren, Michelle Marly hat es im Nachwort erläutert – eine gute Idee, wie ich finde.

Meiner Meinung nach hat die Autorin, um die Geschichte zu erzählen, einen perfekten Erzählstil mit stimmigen Worten gefunden. Manchmal klingt das vielleicht ein bisschen zu schwülstig, ist aber passend, bedenkt man Cocos Gefühle – für mich macht es die Geschichte zusätzlich rund. Lesen lässt sich das Ganze wunderbar leicht und zügig, ich flog nur so durch die Seiten.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, fühlte mich unterhalten und gut informiert, auch machte er mir Lust, mehr über Coco zu erfahren, so dass ich mir mittlerweile eine Coco-Chanel-Biografie gekauft habe. Wer einmal einen anderen historischen Roman lesen möchte, in dem mehr das Privatleben im Mittelpunkt steht, der trotzdem aber im historischen Kontext verankert bleibt und/oder wer sich für Coco Chanel interessiert, der sollte zugreifen. Ich vergebe volle Punktzahl.