Rezension

Wunderbarer Schreibstil und gute Grundidee, doch leider wird viel Potenzial verschenkt

Hüter der fünf Leben - Nica Stevens

Hüter der fünf Leben
von Nica Stevens

Bewertet mit 3.5 Sternen

Da ich die „Verwandte Seelen-Trilogie“ von Nica Stevens liebe, musste ich ihr neues Buch unbedingt lesen. Wie gewohnt versinkt man direkt in dem bildhaften Schreibstil der Autorin und auch die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen. Leider umfasst dieses Buch nur 288 Seiten und alles wird recht schnell abgehandelt. Dadurch geht viel Potenzial verloren, was ich unglaublich schade finde, da Nica Stevens eine wirklich gute Autorin ist.

Vivien ist siebzehn Jahre alt und lebt gut behütet bei ihrem Großvater. Er fördert sie zwar in allen Bereichen, lässt sie dafür aber keine eigenen Entscheidungen treffen. Daher freut sich Vivien sehr auf die Zeit, die sie bei ihrem Vater im kanadischen Nationalpark verbringen kann. Doch dort angekommen ist alles anders als gedacht. Viviens Vater wird krank und Liam, ihr Freund aus Kindheitstagen, zeigt ihr die kalte Schulter. Vivien ist sich sicher, dass Liams merkwürdige Verhalten mit dem Brandzeichen auf seiner Brust zu tun hat. Um zu verstehen, was in Liam vorgeht, versucht Vivien sein Geheimnis zu lüften. Doch dabei kommt sie nicht nur Liam gefährlich nahe, sondern auch einem mächtigen Gegner, der vor nichts zurückschreckt um seine Ziele zu erreichen.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir dank des bildhaften Schreibstils von Nica Stevens sehr leicht gefallen. Man versinkt sofort in der Geschichte und hat alles vor den Augen. Die Autorin hat die Gabe, den Leser alles andere um ihn herum vergessen zu lassen. Nica Stevens schreibt so fesselnd, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Das Erzähltempo ist bis kurz vor dem Ende recht ruhig. Trotzdem hatte ich keine einzige Durststrecke und wollte immer wissen wie es weitergeht. Die Charaktere wurden entsprechend der kurzen Seitenanzahl gut ausgearbeitet, aber es fehlt die Charaktertiefe, die ich aus der „Verwandte Seelen-Trilogie“ gewohnt war. Vivien habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie ist eine sehr natürliche und liebeswerte Protagonistin. Liam ist ein wenig schwierig, aber das macht den Reiz dieses Charakters aus. Am interessantesten fand ich Taylor, den ich zu Beginn völlig falsch eingeschätzt hatte. Von ihm hätte ich gerne mehr erfahren.

Insgesamt hatte das Buch eher den Charakter einer Kurzgeschichte. Obwohl das Erzähltempo recht ruhig ist, wird meiner Empfindung nach alles sehr schnell abgehandelt. Es fehlt vor allem an wichtigen Informationen rund um die Hüter. Nach dem Lesen hatte ich viele Fragezeichen im Kopf. Im letzten Drittel des Buches war ich etwas verwundert und habe mich gefragt, wann wohl die Auflösung kommt, da nicht mehr so viele Seiten übrig waren. Das Ende war dann recht überhastet und ließ mich nicht vollkommen zufrieden zurück. Für einen Reihen-Auftakt wäre das so völlig in Ordnung gewesen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Buch bisher als Einzelband geplant ist, war es mir einfach nicht rund genug und es blieben zu viele Fragen offen. Die Idee ist gut und auch der Schreibstil reißt den Leser richtig mit, aber ich hatte den Eindruck, als wenn hier viele Ideen nur angerissen wurden, damit alles in einen Einzelband passt. Dadurch wurde viel Potenzial verschenkt, was ich unglaublich schade finde.

Fazit: Die Idee der Geschichte „Hüter der fünf Leben“ von Nica Stevens hat mir wirklich gut gefallen. Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich überzeugen. Bildhaft und mitreißend geschrieben wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man versinkt sofort in der Geschichte und möchte nicht mehr auftauchen. Leider ist das Buch mit 288 Seiten zu kurz für die wundervollen Ideen der Autorin. Vieles wurde zu schnell abgehandelt und wichtige Fragen blieben offen. Daher kann ich schweren Herzens nur 3,5 Sterne vergeben.