Rezension

Wunderschön ♥

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 4 Sternen

Eine wunderschöne und genauso traurige Geschichte über zwei Schwestern, die sich unverstanden fühlen und versuchen, sich Halt zu geben...

Das Buch besteht aus zwei Teilen; im ersten Teil lernt man Phoebe kennen. Phoebe ist neun Jahre alt und schreibt ihrer Schwester April Briefe. April wurde wegen Magersucht in eine Klinik eingewiesen. Phoebe versteht anfangs nicht, was es mit dieser Krankheit auf sich hat, aber sie ist enorm intelligent und rede- bzw. schreibgewandt. Sie erzählt April in ihren Briefen alles, was ihr auf dem Herzen liegt. Sie schreibt alltägliches, berichtet über die Streiterein mit ihren Eltern, über Geschehnisse aus der Schule und immer wieder erzählt sie von gemeinsamen Erinnerungen aus schönen Tagen, die sie mit April erlebt hat. Man merkt schnell, dass Phoebe sich enorm zu April hingezogen fühlt. Phoebe hat eine so wundervolle Art und Weise Dinge aufzuschreiben und zu beschreiben! Dieses Buch sprudelt wanhnsinnig tolle Sätze heraus. Die Art und Weise, wie Phoebe denkt, wie sie schreibt und wie sie sich ausdrückt, lässt vermuten, dass sie entweder hochbegabt ist (was auch auf April zutrifft), oder dass sie einfach viel zu früh erwachsen wird - wahrscheinlich ist beides der Fall. Die Eltern machen einen überforderten Eindruck, können mit den Dingen, die Phoebe sagt und denkt, nicht umgehen und so ist Phoebe sehr viel alleine und macht ihre Gedanken mit sich selbst aus. In ihren Briefen kann sie dies alles gut verarbeiten, wenn auch unbewusst. Phoebe macht sich große Sorgen um April und hat Angst, dass sie nicht mehr zurück nach Hause kommen wird. Besuchen darf sie April aber leider nicht.

Im zweiten Teil lernt man April besser kennen, denn nun liest man ihre Briefe. Sie hat auf alle von Phoebe´s Briefen geantwortet, nur leider darf sie die Briefe nicht abschicken. April hat eine genauso schöne Art sich auszudrücken und auch in ihrem Teil kommen enorm viele wunderschöne Sätze vor. Sie kämpfte jahrelang damit, "anders" zu sein, fühl sich nicht verstanden von der Welt und grenzt sich aber im Vergleich zu Phoebe sehr aus und bleibt für sich. April ist schwer krank und die Chancen auf Besserung stehen schlecht. Sie berichtet Phoebe in ihren Briefen von ihrem tristen Klinikalltag, ihren Ängsten, ihren Sorgen, ihren Wünschen und sie bringt ihr die Krankheit Magersucht näher und warnt Phoebe vor deren Auswirkungen und ihrer Macht. April beschützt Phoebe sehr und auch in ihren Briefen wird klar, wie nah die beiden Schwestern sich stehen.

Um nichts wichtiges zu verraten, höre ich hier auf. Ich habe dieses Buch gewonnen, was mich sehr freut, denn im Laden wäre ich wohl nicht darauf aufmerksam geworden. Es ist eher als Jugendbuch geschrieben, ich würde es jedoch als "vollwertigen Roman für Erwachsene" einstufen. Es ist ein sehr gefühlvolles und trauriges Buch, was die Schattenseiten des Lebens in so jungen Jahren zeigt.
Mich haben schon von Anfang an Phoebe´s Briefe sehr berührt. Sie schreibt, wie gesagt, enorm erwachsen und gefühlvoll für ihr Alter. Die Verbindung der beiden Schwestern war zum greifen nah und ich habe mir dann gerade im zeiten Teil mehrmals gedacht; "Phoebe MUSS April besuchen dürfen! Die beiden brauchen sich so sehr, müssen sich sehen, in den Arm nehmen und einfach beieinander sein. Da ist ein enorm starkes Band zwischen den beiden. Dies hat die Autorin ganz wunderbar vermittelt.

Ich fand das Buch sehr schön und traurig. Die Autorin, die mir bisher unbekannt war, hat eine wunderschöne Art zu schreiben und Gefühle zu vermitteln. Es hat mich berührt, es bewegt und ich liebe Bücher, die in Briefform geschrieben sind, die haben immer etwas sehr "persönliches".
Ich habe dem Buch 4 Sterne gegeben.