Rezension

Wunderschön!

Der Mann, der den Regen träumt - Ali Shaw

Der Mann, der den Regen träumt
von Ali Shaw

Elsa möchte noch einmal ganz von vorne beginnen, ein neues Leben anfangen und ihr altes Ich hinter sich lassen. Aus diesem Grund packt sie ihre Sachen und zieht von Manhattan nach Thunderstown, ein kleines Örtchen mitten in den Bergen. Hier hofft Elsa ihren Frieden zu finden.
Doch schon kurz nach ihrer Ankunft stellt sie fest, dass dieses Örtchen vielleicht doch nicht so friedlich ist wie zunächst gedacht. Vor allem mit dem Wetter scheinen die Bewohner nahezu besessen und abergläubisch zu sein.
Bei einem Ausflug in die Berge macht Elsa dann eine Begegnung, die ihr Leben schlagartig verändern wird.

Der Titel dieses wunderschönen Buches sagt eigentlich schon, worum es in Der Mann, der den Regen träumt geht: Regen. Das Buch beginnt schon mit Regentropfen, die ans Fenster klopfen, Regen und das Wetter ziehen sich - schon allein aufgrund des Namens 'Thunderstown' - durch das komplette Buch.
Der Regen ist natürlich nicht das eigentliche Thema des Buches, sondern eher das Leitmotiv und symbolisiert den Neuanfang, den Elsa wagt. Der Regen wäscht sozusagen ihr altes Leben fort und schafft Platz für neue Erfahrungen, neue Freunde, vielleicht sogar für eine neue Liebe.

Elsa muss man für ihren Mut, ihre Wohnung und Leben in Manhattan einfach hinter sich zu lassen, bewundern. Ganz alleine zieht sie ins Unbekannte und distanziert sich hierbei völlig von ihrem alten Leben. Auf tragische Weise hat sie ihren Vater verloren und sie sieht keinen anderen Weg mit dem Tod zurecht zu kommen. Erstaunlich ist, dass sie ihm unbewusst und unbeabsichtigt durch den Umzug auf eine bestimmte Art und Weise sogar näher gekommen ist.
Die Handlung beschränkt sich allerdings nicht nur auf Elsa. Auch über Daniel, den Ziegenhüter, erfährt man als Leser nach und nach mehr. Zunächst macht er einen sehr schroffen Eindruck, aber kurze Zeit später erfährt man, dass er von einem tiefen inneren Konflikt gequält wird.
Und dann ist da noch Finn, der einem so viele Rätsel aufgibt. Wer oder was genau ist Finn? Wie ist es möglich, dass er vor Elsas Augen sich beinahe in Luft auflöst?
Die Charaktere in Der Mann, der den Regen träumt sind vielschichtig und überraschen immer wieder aufs Neue. Dies hat mir besonders gut gefallen. Personen, die man anfangs als unsympathisch abgestempelt hat, zeigen im Laufe der Geschichte doch noch eine andere Seite und schaffen es somit, die Sympathien des Lesers vielleicht doch noch auf ihre Seite zu ziehen.

Wirklich beeindruckend ist der Schreibstil Ali Shaws, der von Emotionen und Bildern nur so strotzt - ohne dabei kitschig zu werden!-, so dass man sich nahezu in der Geschichte verliert. Man leidet mit den Charakteren und fühlt sich selbst als Teil von Thunderstown. Die Liebesgeschichte zwischen Elsa und Finn entwickelt sich vielleicht ein wenig zu schnell, aber dennoch kann man die Gefühle beider völlig nachvollziehen.

Der Mann, der den Regen träumt hat mich begeistert. Die Geschichte ist so außergewöhnlich, aber trotzdem auf eine gewisse Art und Weise...real. Es wird zu keiner Zeit langweilig und zieht einen völlig in seinen Bann. Die Atmosphäre ist zwar eher kühl, allerdings ohne dabei deprimierend zu sein. Insgesamt ist diese Geschichte wirklich etwas ganz besonderes. Das perfekte Buch, um sich an einem regnerischen Tag aufs Sofa zu kuscheln und in ein anderes Leben zu träumen.