Rezension

Wunderschön

Mein wildes blaues Wunder - Carlie Sorosiak

Mein wildes blaues Wunder
von Carlie Sorosiak

Bewertet mit 5 Sternen

Bei diesem schönen Buch konnte vor allem der Klappentext meine Neugier wecken. Der Schauplatz Maine, direkt am Meer, hat mir schon immer gut gefallen. An diesem Ort kommt immer ein ganz besonderes Sommerfeeling auf. Bei dem Cover, muss ich gestehen, war es keine Liebe auf den ersten Blick. Ehrlich gesagt hat es mir anfangs gar nicht so wirklich gefallen. Als das Buch dann aber bei mir eintraf und ich es in Händen hielt, gefiel mir der liebevoll gestaltete Einband auf einmal richtig gut. Ich hoffte sehr, dass mich auch das, was mich zwischen den Buchdeckeln erwarten würde, begeistern wird.

 

Quinn liebt ihr Heimatstädtchen Winship in Maine, direkt an der Küste. Sie liebt das Rauschen der Wellen und all die Geheimnisse, die dieser magische Ort verbirgt. Quinns Familie betreibt ein Sommercamp, welches in der warmen Jahreszeit stets sehr gut besucht ist. Alle Familienmitglieder packen jedes Jahr mit an und helfen bei der Betreuung der Gäste. Quinn freut sich immer wieder sehr auf die Sommer, wenn es wieder heißt, für die Camper Entdeckungstouren und Wasserschlachten zu veranstalten, Lagerfeuer zu machen und ausgiebig im Meer baden zu gehen. Doch dann ereignet sich eines Sommers ein schrecklicher Vorfall, der alles verändern soll. Vorbei ist es mit dem guten Zusammenhalt in der Familie. Quinns großer Bruder Reed schenkt ihr kaum noch Beachtung und ihre kleine Schwester Fern scheint sie regelrecht zu hassen. Quinn zieht sich immer mehr zurück. Erst als Alexander in das Haus nebenan einzieht, beginnt sie wieder mehr Freude am Leben zu haben. Alex charmante und stille Art ist gerade genau das, was Quinn braucht, um die Erlebnisse vom letzten Sommer zu verarbeiten. Ob es ihr wohl letztendlich gelingen wird, wieder komplett von ihrer einsamen Insel zurückzukehren?

 

Zurzeit lese ich wirklich ein wundervolles Buch nach dem anderen. Auch dieses schöne Schätzchen hier konnte mich von den ersten Seiten an begeistern.

„Mein wildes blaues Wunder“ ist ein Buch ganz nach meinem Geschmack. Es ist eher ruhig, viel Action darf man hier nicht erwarten. Traurig ist es auch und ernst, was man ja bereits dem Klappentext entnehmen kann. Der Autorin ist es aber durch ihren wunderbar humorvollen Schreibstil perfekt gelungen, die Handlung nicht zu bedrückend zu gestalten. Für mich gab es sogar recht viel zu schmunzeln - was den Humor betrifft scheinen die Autorin und ich genau auf einer Wellenlänge zu liegen.

 

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Quinn. Ich habe sie sofort ganz fest in mein Herz geschlossen und konnte mich jederzeit wunderbar in sie hineinversetzen. Mit ihr ist der Autorin wirklich eine unglaublich sympathische und wundervolle Protagonistin gelungen. Besonders gut an Quinn gefallen hat mir, dass sie sich trotz der Tragödie letzten Sommers einen Teil ihres Humors bewahrt hat. Es wird jedoch auch deutlich, wie sehr Quinn unter dem Vorfall zu leiden hat. Was genau damals geschehen ist, erfahren wir nur so nach und nach.

 

Das Buch ist in zwei Handlungsstränge unterteilt. Einmal wird die Geschichte im Hier und Jetzt erzählt. Beginnen tut dieser Teil im Oktober, also gut drei Monate nach dem schlimmen Ereignis. In diesem Zeitraum beginnt auch das Buch. In Rückblenden erfahren wir dann so nach und nach, was damals im Juli geschehen ist. Diese Kapitel sind immer deutlich kürzer als die in der Gegenwart. Sehr geschickt von der Autorin gemacht, uns immer nur so häppchenweise mit Informationen zu versorgen. Als Leser möchte man unbedingt wissen, was genau sich damals zugetragen hat, sodass so ein Riss in der Familie entstanden ist, ganz besonders unter den Geschwistern. Auch möchte man natürlich erfahren, warum Quinn so große Schuldgefühle plagen. War es wirklich ihre Schuld, was zu der Tragödie im Sommer geführt hat? Oder redet sie sich da nur etwas ein und wird durch das Verhalten ihrer Geschwister nur noch in dieser Annahme bestärkt?

Ich konnte mir meinen Teil eigentlich schon recht früh denken und vermute, dass es vielen so gehen wird. Ein richtiges Aha-Erlebnis wird man am Ende nicht erleben, dennoch ist man beim Lesen immerzu am Mitfiebern und am Hoffen, dass sich die Vermutungen nicht bestätigen. Zumindest war es bei mir so.

 

Neben Quinn haben mir auch die Nebencharaktere wahnsinnig gut gefallen. Diese wurden wunderschön von der Autorin ausgearbeitet wurden. So fand ich Quinns beste Freundin Hana richtig klasse. Sie kann man als Quinns Anker bezeichnen, denke ich, dank ihrer quirligen, liebenswerten Freundin hält sich Quinn weiter aufrecht und fällt nicht komplett in ein tiefes Loch.

Neben Quinn mochte ich auch Alexander richtig gerne. Da hat man einfach vom ersten Moment an gespürt, dass er und Quinn sich super verstehen und sie etwas besonderes verbindet.

Auch Quinns Eltern und ihre Oma Nana haben mir richtig gut gefallen. Eher unsympathisch war mir die kratzbürstige Fern, allerdings wusste man da ja, dass im Sommer irgendetwas passiert sein muss, das dazu geführt, dass die große Geschwisterliebe so einen Knacks bekommen hat.

 

Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich das Buch vermutlich innerhalb eines Tages durchgesuchtet. Als wirklich spannend würde ich es noch nicht mal bezeichnen, bitte erwartet hier keinen packenden Thriller. Ich würde „Mein wildes blaues Wunder“ als einen tiefgründigen, wunderschönen und zum Nachdenken anregenden Jugendroman bezeichnen, der durch die Rückblenden, die im Sommer spielen, auch ein gewissen Anteil Sommerfeeling erhält, sodass sich das Buch meiner Meinung nach für die warme Jahreszeit am besten eignet.

Allerdings habe ich aufgrund des Covers schon mit einer größeren sommerlichen Atmosphäre gerechnet. Die Kapitel in der Gegenwart, die hauptsächlich im Winter spielen, nehmen schon einen größeren Anteil des Buches ein, daher würde ich das Buch nicht so wirklich als einen Sommerroman bezeichnen. Dass mich das Cover hier ein bisschen in die Irre geführt hat, hat mich aber überhaupt nicht gestört. Ich habe „Mein wildes blaues Wunder“ von den ersten Seiten an geliebt und war am Ende auch ein wenig traurig, dass ich es so schnell durchgelesen habe.

 

Das Buch erzählt eine einfühlsame Geschichte über Familie, Freundschaft, Trauer und Verlust. Auch die Themen erste große Liebe, Vergebung und Schuld stehen sehr im Vordergrund der Handlung. Trotz der vielen doch recht ernsten Themen war „Mein wildes blaues Wunder“ ein richtiges Wohlfühl-Buch für mich. Ich habe das Lesen hier zutiefst genossen und ich bin wirklich froh, dass dieser wundervolle Jugendroman bei mir einziehen durfte.

 

Fazit: Für mich war dieses Buch ein richtiges Highlight. Ich habe es von den ersten Seiten an geliebt. Es ist bewegend und traurig, zugleich ist es aber auch humorvoll und verströmt so eine richtige Wohlfühlatmosphäre. Ich kann das Buch absolut empfehlen, mir hat es herrliche Lesestunden beschert. Hier vergebe ich sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!