Rezension

Wunderschön erzählt

Der Name des Windes - Patrick Rothfuss

Der Name des Windes
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt

Seit einem halben Jahr führt Kote die Wirtschaft in dem kleinen Dorf. Er ist noch jung, noch nicht mal 30 und doch umgibt ihn eine Aura von Geheimnissen.
Gerüchte über die Skrael verunsichern die Menschen, denn kaum einer überlebt einen Überfall dieser spinnenartigen Wesen, die mit ihren rasiermesserscharfen Klauen einen schnellen Tod verheißen. Auch der Krieg im fernen Resavek ebnet Wegelagerern und Deserteuren den Weg und in diesen unsicheren Zeiten macht sich Der Chronist auf den Weg, um einen Mann zu finden: Kvothe. Dieser Name ist legendär und viele Geschichten ranken sich um ihn. Viele glauben, er sei tot, doch dem Gerede darf man nicht trauen. Der Chronist ist auf der Suche nach der Wahrheit und diese werden wir erzählt bekommen - von niemand anderem als der Legende selbst.

Meine Meinung

Das ist echt schwer in Worte zu fassen. Es ist wirklich so, als bekommt man in den über 800 Seiten eine Geschichte erzählt; von einem sehr begnadeten Erzähler, der es weiß, mit Worten umzugehen. Der Protagonist Kvothe erzählt hier aus seiner Vergangenheit und Patrick Rothfuss lässt ihn fabulieren, plaudern und abschweifen, als säße man tatsächlich in seiner Wirtschaft und würde seinen Abenteuern lauschen. Der Schreibstil ist wirklich sehr einnehmend. Wort- und bildgewaltig hat mich die malerische Sprache total gefangen genommen und ich fühlte mich dem Protagonisten immer sehr nah. Kvothe erzählt in der Ich-Form, das aktuelle Geschehen ist in der personalen Perspektive geschrieben; gerade dieser Mix macht es sehr authentisch und gibt einem das Gefühl "dabei zu sein".

Obwohl das ganze Buch sich um den "Werdegang" des Protagonisten Kvothe dreht, ist er mir immer noch fremd geblieben. Damit meine ich den jetzigen Kvothe, der die Geschichte erzählt, denn er ist noch lange nicht am Ende seiner Erzählung und noch viel muss passiert sein, um ihn zu dem zu machen, der er jetzt ist. Er hat viel erlebt und durchgemacht, musste schon früh dem Tod ins Auge sehen, sich alleine durchschlagen, sich gegen Neider wehren und gegen seine ständige Armut kämpfen, um seine Ziele zu erreichen. Dabei ist er immer getrieben von seinem Drang, dem Ursprung der schrecklichen Ereignisse aus seiner Kindheit auf die Spur zu kommen. Dass es sich dabei um einen Mythos handelt schreckt ihn nicht ab und auch wenn er manchmal an sich selbst zweifelt, hält er an seiner Absicht fest.

Man darf hier kein temporeiches Fantasyabenteuer erwarten, sondern eine Lebensgeschichte, die mich stellenweise fasziniert und gefesselt, manchmal aber auch etwas gebremst hat. Es war ein leichtes Auf und Ab, wobei die unterhaltsamen Passagen überwiegt haben.

Die Magie spielt hier eine große Rolle, denn Kvothe hat scheinbar eine natürliche Begabung, sich das Wissen anzueignen und auch umzusetzen. Trotzdem ihm in dieser Hinsicht alles zufliegt hat er es nicht leicht, sich gegen das Leben durchzusetzen. Die Welt ist mittelalterlich geprägt - es gibt Dörfer mit Bauern, Städte mit reicher Gesellschaft und Bettlern, aber auch eine Universität für Arkanisten, in der der Umgang mit Magie gelehrt wird. Die Idee, wie die Zauber möglich sind, ist sehr detailreich und anschaulich erklärt und hat mich total begeistert. Wie der Titel "Der Name des Windes" schon andeutet, geht es auch darum, den (wahren) Namen der Dinge zu kennen und dadurch Macht über sie zu erlangen. Aber auch hier bleibt noch einiges offen und ich bin sehr gespannt, was mich in den Fortsetzungen noch erwartet.

Vorne im Buch gibt es eine Karte der "zivilisierten Welt" und hinten ein kleines Verzeichnis über den Kalender und die Währungen, denn die Tage und Zahlungsmittel haben besondere Namen, was dem ganzen einen "exotischen" Flair gibt, genauso wie manche Pflanzen, deren Wirkung und mythischen Wesen: der Autor hat hier eine Welt mit ihren eigenen Märchen und Geheimnissen entworfen - mit ihrer eigenen Geschichte.

Was mich ein bisschen gestört hat waren die kleinen Durchhänger, die sich etwas gezogen haben. Auch hat mich das Geldproblem manchmal etwas irritiert, denn Kvothe schwankt sehr oft zwischen viel Geld und Mittellosigkeit, das ich nicht immer nachvollziehen konnte. Ein paarmal hat mich die Wortwahl irritiert, was aber - denke ich - an der Übersetzung liegt (Automat, Inkassoabteilung, Apfelschorle oder angetüddelt haben für mich einfach nicht in diese magische Welt gepasst)

Fazit

Ein wunderbarer Schreibstil führt durch eine magische Welt, in der der Protagonist Kvothe aus seinem Leben erzählt. Abenteuer und Schicksalsschläge formen seinen Charakter und weisen den Weg, der ihn zur Legende gemacht hat. In ruhigem Tempo erzählt, unterhaltsam und sehr gut durchdacht.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Königsmörder Chronik

1) The name of the wind (Der Name des Windes)
2) The wise man´s fear (Die Furcht des Weisen - 2 Bände)
3) Doors of stone (noch nicht erschienen)