Rezension

Wunderschön erzählt

Eine Liebe, in Gedanken - Kristine Bilkau

Eine Liebe, in Gedanken
von Kristine Bilkau

Bewertet mit 5 Sternen

Manchmal liest man ein Buch und mag es sehr und kann hinterher gar nicht genau sagen, wieso eigentlich. So ging es mir ein bisschen bei „Eine Liebe, in Gedanken“. Aber ich werde versuchen, meine Gefühle in Worte zu fassen. Doch zuerst zum Inhalt:

Die Ich-Erzählerin hat gerade ihre Mutter verloren, sie ist alleine in ihrer Wohnung gestorben, sie hat sie gefunden. In Gedanken führt sie noch Gespräche mit ihr. Die Erzählerin ist selbst gerade in einer Phase des Umbruchs, denn ihre eigene Tochter ist erwachsen und wird bald ausziehen. Das ist die Rahmenhandlung, doch der eigentliche Star des Buchs ist die Mutter: Toni, Antonia Weber. Das Buch erzählt uns ihre Geschichte. Es sind die 1960er Jahre, sie ist von zu Hause ausgezogen und genießt ihre Freiheit, auch wenn sie nur zur Untermiete in einem Zimmer wohnt. Sie ist eine selbstbewusste junge Frau und als sie eines Tages auf der Straße von einem Mann angesprochen wird, ob sie eine Tasse Kaffee mit ihm trinken will, lässt sie ihn erst einmal warten. Als er nach einer halben Stunde immer noch da ist, hat er den Test bestanden und Toni verliebt sich in ihn. Dieser Mann, ihre erste große Liebe, Edgar Janssen, wird ihr Schicksal sein und auch im hohen Alter wird sie noch an ihn denken.
Selbst ihre Tochter (die ihn nur aus den Erzählungen der Mutter kennt) denkt oft an ihn und beschließt sogar, sich mit ihm zu treffen.

 

Wenn man den Klappentext des Buches gelesen hat (der mehr verrät als meine Inhaltsangabe), dann kennt man eigentlich schon die ganze Handlung des Buches. Lohnt es sich denn dann trotzdem noch, es zu lesen? JA! Und warum? Es ist ganz wunderbar erzählt. Schon nachdem ich die Kennenlern-Szene zwischen Toni und Edgar gelesen habe, war ich ganz verliebt in das Buch. Edgar ist etwas schüchtern und geht ängstlich an das Leben ran, ganz anders als die unbekümmerte Toni. Es ist schön, die junge Liebe in der 60er Jahren zu begleiten. Als man sich noch Briefe geschrieben hat und eine Beziehung fast zwangsläufig aufs Heiraten zusteuerte. Man leidet mit Toni, die ihrer Zeit eigentlich voraus ist, die gerne Karriere machen möchte und Reisen und die die Pille nehmen möchte, die sie zur damaligen Zeit aber noch nicht bekommt.
Und zwischendurch treffen wir immer wieder die Tochter, die das große Rätsel im Leben der Mutter nicht los lässt: Edgar Janssen.

Ein sehr berührendes Buch, sehr schön zu lesen, ich habe jede Seite genossen. Schon der Debütroman der Autorin Kristine Bilkau („Die Glücklichen“) hat mir sehr gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher von ihr.

Eine Leseempfehlung an alle, die auch die „leiseren“ Bücher mögen.