Rezension

Wunderschön mit unrealistischer Rahmenhandlung

Between Your Words
von Emma Scott

Emma Scotts "Between your words" lässt mich zwiegespalten zurück und ich möchte im Folgenden versuchen zu erklären, woran das lag. Anfangen will ich bei den positiven Dingen: Ich war sehr skeptisch, wie der Autorin es gelingen würde, ein so anderes und schwieriges Thema umzusetzen: Wie schreibt man eine Liebesgeschichte, die ein Partner alle fünf Minuten vergisst? Und zu genau diesem Punkt muss ich sagen, dass die Autorin mich trotz all der Skepsis völlig davon überzeugen konnte. Sie hat eine magische Liebesgeschichte erschaffen, mit viel Emotionen und der richtigen Menge Drama. Die Entwicklung der Handlung war in Teilen zwar schon vorhersehbar, doch mit anderen Punkten hätte ich so nicht gerechnet. Auch der Spannungsaufbau gelang der Autorin perfekt, ich war von den ersten Seiten an gebannt von dem Buch und konnte es kaum aus der Hand legen. Denn es gab immer ein oder mehrere Entwicklungen im Buch, deren Ausgang ich immer unbedingt erfahren wollte. Es gab keine Längen in der Geschichte, sie war immer spannend und die Spannung wurde immer wieder von neuen Punkten abgelöst. Auch die Charaktere, die Emma Scott schafft, sind vielseitig und tief. Obwohl Thea an Amnesie leidet, schreibt die Autorin ihr einen komplexen Charakter zu, mit vielen Eigenschaften und Eigenarten, durch die man das Gefühl hat, Thea besser zu kennen, als sie selbst sich durch die Amnesie kennt. Bestärkt wird das vor allem durch Jims SIchtweise. Denn besonders in der ersten Hälfte des Buches lernt man Thea vor allem durch Jims Augen kennen, was ich besonders schon und intim fand. Nach dem Klappentext habe ich mich auch gefragt, warum sich jemand in eine Frau verliebt, die unter einer derart schweren Amnesie leidet, doch Jims Art und seine eigene Geschichte haben mich von der Aufrichtigkeit und der Echtheit dieser Liebe überzeugen können. Kurzum: In Sachen Liebesgeschichte, Charaktere und Spannungsaufbau konnte mich Emma Scott in ihrem Buch völlig überzeugen. Und da dieser Punkt a auch der wichtigste Teil des Buches ist, bekommt die Geschichte trotz der vielen Kritikpunkte, die nun folgen, vier Sterne von mir. Wem eine emotionale Liebesgeschichte ausreicht und wer nicht zu viel über die Plausibilität und die Botschaft eines solchen Buches nachdenkt/nachdenken möchte, dem wird das Buch sicherlich sehr gut gefallen. 

So. Je mehr ich während dem Lesen und danahc über die Geschichte nachdedacht habe, desto mehr Punkte sind mir aufgefallen, die ich leider nciht ganz so gelungen fand und bei denen ich mir mehr Beachtung gewünscht hätte. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich zu spoilern: 

- Zum einen geschieht in der Geschichte ein Fall von sexuellem Missbrauch, der allerdings schnell vergessen scheint und kaum besprochen und verarbeitet wird. Ich finde, als Autor hat man an der Stelle in gewisser Weise auch die Pflicht, solche Themen nicht unkommentiert stehen zu lassen. Auch andere Schicksalsschläge machen den Protagonsiten bei Weitem nicht so viel aus, wie man es vielleicht erwarten könnte. 

- Weiterhin fand ich den Umgang mit Verhütung schwierig, a la: Du brauchst kein Kondom, ich nehme die Pille. Warum kann man solche Sätze nicht einfach streichen oder anders mit dem Thema umgehen? Für den Verlauf der Geschichte hätte sich dadurch nichts geändert und ich finde einfach, dass das falsche "Ideale" erzeugt. 

- Wenn wir gerade schon beim Thema sind: Ich mag die Ausführlichkeit der Sexszenen in New Adult Büchern sowieso nicht und in diesem war es besonders schlimm :D Das muss einfach nicht sein, ist aber vielleicht nur meine persönliche Meinung. 

- Und zu guter letzt die Rahmenhandlung: Der Klappentext zeigt ja schon, dass in diesem Buch wahrscheinlich nicht alles ganz so realistisch sein wird, aber trotzdem muss ich nach dem Lesen sagen, dass Thea und Jim meiner Meinung nach einfach zu viel "Glück" hatten. Relaistisch fand ich die Geschichte nicht. Die Autorin spricht diesen Punkt in einem schönen Nachwort auch an und da s ja eben auch um die Liebesgeschichte geht, kann ich Realitätsferne bis zu einem gewissen Punkt schon verkraften, aber es war mir hier schon etwas zu viel des Guten! Besonders am Ende, in zwei (!) Epilogen (Das sagt ja schon alles), werden dann noch derart viele unrealistische Schicksalsfügungen aneinandergereiht, dass es mir echt zu viel wurde. Ich bin nicht gegen Happy Ends, aber trotzdem doch bitte nicht übertreiben. 

Mein Fazit ist also: Emma Scott kann wahnsinnig gut über Gefühle und große Liebesgeschichten schreiben, dennoch dreht sie sich manches dann doch zu sehr zurecht, so dass die Plausibilität  zu Lasten der Emotionen doch sehr leidet.